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Corvey-Delegation in der Abtei Königsmünster: Zu Besuch bei Freunden

By 24. März 2025April 11th, 2025No Comments

Wenn Abt Cosmas Hoffmann von der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede bei den bevorstehenden Vitusfeierlichkeiten am Sonntag, 15. Juni, in Corvey die Festpredigt hält, dann ist sein Besuch an der Weser auch Ausdruck einer freundschaftlichen Verbundenheit. Diese liegt der Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus Corvey und auch dem Konvent des Klosters im Sauerland gleichermaßen am Herzen.

Herzliche Begegnung in der Abtei Königsmünster: Marcus Beverungen (von links), Verwaltungsleiter des Pastoralverbunds Corvey, Annika Pröbe, Standortleitung Welterbe karolingisches Westwerk und Abteikirche Corvey im Erzbischöflichen Diözesanmuseum Paderborn, Kirchenvorstand Josef Kowalski, Abt Pater Cosmas Hoffmann (mit Corvey-Festschrift) und Altabt Pater Stephan Schröer. Fotos: Kirchengemeinde Corvey/Sabine Robrecht

Herzliche Begegnung in der Abtei Königsmünster: Marcus Beverungen (von links), Verwaltungsleiter des Pastoralverbunds Corvey, Annika Pröbe, Standortleitung Welterbe karolingisches Westwerk und Abteikirche Corvey im Erzbischöflichen Diözesanmuseum Paderborn, Kirchenvorstand Josef Kowalski, Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek, Abt Cosmas Hoffmann (mit Corvey-Festschrift) und Abt em. Stephan Schröer. Pfarrdechant Krismanek übergab den Ordensgeistlichen für die Klosterbibliothek auch ein Expemplar seiner Dissertation „Das Briefkorpus Kyrills von Alexandrien als Quelle des antiken Mönchtums“.  Der Theologe hat in der Forschungsarbeit die zahlreichen Briefe des Alexandriners als Quelle für die Geschichte des antiken Mönchtums ins Blickfeld gebracht. Fotos: Kirchengemeinde Corvey/Sabine Robrecht

 

Hoch oben auf dem Berg über der Stadt Meschende liegt die moderne Abteikirche der Benediktinerabtei Königsmünster. 1964 geweiht, haben die Mönche sie „Christus, dem wahren König des Friedens“ anvertraut. Der markante rote Backsteinbau ist mehr als 1000 Jahre jünger als das 885 geweihte Westwerk der heutigen Welterbestätte Corvey und in seiner Architektur überhaupt nicht mit dem bedeutenden Denkmal am Weserstrand zu vergleichen. Trotzdem haben beide Sakralbauten etwas gemeinsam. Was sie verbindet, sind ihre Ausstrahlung und Anziehungskraft als Landmarke und Bollwerk des Glaubens. Und ihre steingewordene Botschaft, die sie zu Kraftorten der biblischen Hoffnung macht.

Die Abteikirche der Benediktinerabtei Königsmünster aus dem Jahr 1964 ist von dem Architekten Hans Schilling gestaltet worden.

Die Abteikirche der Benediktinerabtei Königsmünster aus dem Jahr 1964 ist von dem Architekten Hans Schilling gestaltet worden.

Blick aus dem Kloster auf die Kirche. Sie ist „Christus, dem wahren König des Friedens“ geweiht.

Aktive Erwartung

Diese Hoffnung hat Abt Cosmas in einem Impuls zum Benediktsfest unter Berufung auf den evangelischen Theologen Heinz Zahmt als „aktive Erwartung einer verheißenen, aber nicht garantierten Zukunft“ ausgelegt. Aktive Erwartung heiße, im Vertrauen auf Gott diese Hoffnung auch zu leben.

Über dieses christliche Selbstverständnis entspann sich ein angeregtes Gespräch, als Abt Cosmas eine Delegation der Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus Corvey an der Klosterpforte seiner Abtei oberhalb Meschedes willkommen hieß. Die Festschrift zum Corvey-Jubiläum hatten Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek, Kirchenvorstand Josef Kowalski, die Standortleitung für das karolingische Westwerk und die barocke Abteikirche, Annika Pröbe, und der Verwaltungsleiter des Pastoralverbunds Corvey, Marcus Beverungen, bei ihrem Besuch dabei. Für den Adressaten des Präsents, den Abt, ist das 208 Seiten umfassende Buch mit persönlichen Erinnerungen verknüpft. Denn der Würdenträger war bei einem der in Wort und Bild dokumentierten Ereignisse des Jubiläumsjahres, dem Ordenstag des Erzbistums Paderborn im September 2023 in Corvey, dabei. Damals war er gerade erst in sein Spitzenamt als Oberhaupt des Klosters gewählt worden und setzte mit seinem Besuch sogleich ein Zeichen der Verbundenheit.

Blick in das Innere der Friedenskirche der Abtei Königsmünster.

Blick in das Innere der Friedenskirche der Benediktinerabtei Königsmünster.

Im Zentrum der Kirche steht das als Lebensbaum gestaltete Kreuz über dem Altar mit Christus als König des Friedens.

Erinnerung an Bruder Adelhard

Diese beruht auch auf einem der früheren Mönche seiner Gemeinschaft: Bruder Adelhard Gerke (1930-2017), gebürtiger Höxteraner und leidenschaftlicher Kenner Corveys, trat 1950 in das damalige Priorat Königsmünster ein und gehörte dem Konvent des 1956 zur Abtei erhobenen Klosters bis zu seinem Tod an. Der ehemaligen Benediktinerabtei in seiner Heimat blieb er zeitlebens verbunden, forschte zum karolingischen Westwerk und erkannte im Johanneschor ein irdisches Abbild des himmlischen Jerusalems aus der Offenbarung des Johannes. Generationen von Novizen nahm er mit nach Corvey, um die Flamme der Begeisterung für diesen großen Klosterort weiterzugeben.

Auf dem Friedhof hinter der ehemaligen Abteikirche hat die Kirchengemeinde für Bruder Adelhard mit einer Gedenkstele ein würdiges Andenken geschaffen. Abt Cosmas besuchte diesen Gedenkort, als er am Ordenstag 2023 in der Welterbestätte bei Höxter teilnahm.

Zu den Gebetszeiten der Mönche versammeln sich auch immer Gäste in der Abteikirche.

Zu den Gebetszeiten der Mönche versammeln sich auch immer Gäste in der Abteikirche.

Abt Cosmas führte die Gäste aus Corvey über das Gelände mit den klösterlichen Betrieben.

Geschäftigkeit und Stille

Jetzt nahm der Ordensgeistliche die Gäste aus Corvey mit in das benediktinische Leben der Abtei Königsmünster. Dieses umfasst, ganz im Sinne der Regel des Ordensgründers Benedikt von Nursia, Arbeit und Gebet. Klösterliche Betriebe von der Tischlerei bis zur Schmiede, und auch das Gymnasium mit seinen etwa 700 Schülerinnen und Schüler erfüllen das Klostergelände mit Leben und Betriebsamkeit. Aber auch Stille und Einkehr prägen diesen geweihten Ort oberhalb der Stadt. Gäste erfahren die energiespendende Kraft der Einkehr in der 1981 eröffneten Oase, dem Haus der Besinnung und Begegnung. Seit 2001 komplettiert das „Haus der Stille“ – ein bemerkenswerter Bau des Architekten Peter Kulka – das heterogene Gebäudeensemble der Abtei. Die nüchternen Betonwände dieses Gästehauses vermitteln den Eindruck, sich zurücknehmen und nicht vom Wesentlichen ablenken zu wollen. Kein Wandschmuck weit und breit, kein Bild hängt an den Wänden. Viel Licht durchströmt aber die nüchternen Räume. Große Glasfronten lassen die Natur hinein. Die idyllische Obstwiese beispielsweise – prägend für eine über Jahrhunderte gewachsene Kulturlandschaft. Sie vermittelt ein Gefühl von Beständigkeit und kann durch eine Glastür auch direkt betreten werden.

Oblaten ergänzen die klösterliche Gemeinschaft

Aber auch der Wandel macht nicht Halt vor dem weltoffenen Klosterort mit seinem Herzstück, der charismatischen Friedenskirche. Der 1928 gegründete Konvent der Kongregation der Missionsbenediktiner von Sankt Ottilien umfasst nur noch 48 Mönche, Durchschnittsalter: 61. An Nachwuchs mangelt es durchaus. Da geht es der Abtei Königsmünster nicht anders als anderen Klöstern.

Das Haus der Stille besticht durch seine nüchterne Architektur.

Das Haus der Stille trägt die Handschrift des Architekten Peter Kulka.

Die Kommunität auf dem Berg oberhalb Meschedes stellt sich den Veränderungen – was sich mit der Benediktsregel, nach der sie zusammenlebt, vereinbaren lässt. Um Menschen trotz abnehmender Eintrittszahlen für die Spiritualität ihres Ordens zu gewinnen, hat die Abtei 2016 eine Oblatengemeinschaft ins Leben gerufen. Oblaten sind Männer und Frauen, die sich mit den Mönchen zusammen auf einen Glaubensweg machen und dieses auch offiziell versprechen. Sie gehen ihren zivilen Berufen nach, haben Familie und leben zu Hause, aber in Verbundenheit zum Kloster, im benediktinischen Geist.

Aus dem modernen Haus der Stille können die Gäste in die Idylle der Obstwiese eintreten.

Aus dem modernen Haus der Stille können die Gäste in die Idylle der Obstwiese eintreten.

Viel Licht fällt in die Räume des Hauses der Stille. Die Ausblicke auf die Stadt sind Balsam für Herz und Seele.

Viel Licht fällt in die Räume des Hauses der Stille. Die Ausblicke auf die Stadt sind Balsam für Herz und Seele.

Auch vor Ort missionarisch sein

Über diese Art der Zugehörigkeit kam Abt Cosmas mit den Gästen aus Corvey ins Gespräch. In dieser hybriden Form sieht der Geistliche die Zukunft der Klöster. „Wir müssen missionarisch sein, nicht nur weltweit, sondern auch vor Ort“, formulierte der Abt ein Zeichen der Zeit. Kirchenvorstand Josef Kowalski berichtete in dem Zusammenhang, dass Corvey genau aus diesem Anliegen heraus erstmals Ort der Firmung mitsamt Vorbereitung ist. 70 junge Menschen empfangen dieses wichtige Sakrament in der Abteikirche und erleben zuvor in der ehemaligen Benediktinerabtei Begegnungsmöglichkeiten mit Gott. „Da fängt Missionierung an“, so Josef Kowalski.

Altabt Stephan Schröer führte die Gäste zunächst durch das Haus der Stille und dann in sein Eldorado, die Bücher- und Kunstsammlung.

Altabt Stephan Schröer führte die Gäste zunächst durch das Haus der Stille und dann in sein Eldorado, die Bücher- und Kunstsammlung.

In der Verkündigung des Glaubens ziehen das ehemalige Kloster an der Weser und die bestehende Abtei im Sauerland zuversichtlich an einem Strang. Bei ihrem Besuch in Meschede begegnete die Delegation aus Corvey auch dem Altabt des Klosters, Stephan Schröer. Wie sein Nachfolger es in wenigen Wochen tun wird, hat der heute 85-jährige Ordensmann 2016 bei den Vitusfeierlichkeiten in Corvey die Festpredigt gehalten. Von 1976 bis 2001 lenkte Pater Stephan Schröer die Geschicke der Abtei. Jetzt, im Ruhestand, betreut er die kostbaren Altbestände der Klosterbibliothek und eine umfassende Kunstsammlung, aus der ihm die Kollektion alter und zeitgenössischer Graphik und auch die Ex-Libris-Sammlung am Herzen liegt.

Vom Gebetbuch bis Campino

Die Gäste aus Corvey nahm der Altabt mit in sein Eldorado – zeigte ihnen hochbetagte Handschriften und auch Bücher seines Freundes Campino, dem Sänger der „Toten Hosen“. Riesig und vielgestaltig ist die Bandbreite der Kunst, um die sich der Ordensmann kümmert – die er bewahrt und inventarisiert. So schön wie die Bücher und Kunstwerke selbst sind die Geschichten, die jedes einzelne zu erzählen hat. Altabt Stephan Schröer brachte einige Bücher und Bilder zum Sprechen, als er die Gäste aus Corvey durch die Räume führte. Sie hätten noch Stunden zuhören können.

Pfarrer Michael Schmitt zeigte den Gästen aus Corvey in der Kirche St. Walburga die erhaltene Wand aus karolingischer Zeit.

Pfarrer Michael Schmitt zeigte den Gästen aus Corvey in der Kirche St. Walburga die erhaltene Wand aus karolingischer Zeit.

Gebaut wird auf dem ehemaligen Stiftsgelände in Meschede. Die Planungen erläuterte Pfarrer Michael Schmitt den Gästen auf der Baustelle.

Die Heimreise traten sie im Anschluss aber nicht an, ohne bei der ehemaligen Stifts- und heutigen Pfarrkirche St. Walburga vorbeizuschauen. Ihre lange Geschichte vergegenwärtigte ein Priester, der für sie brennt und pointiert zu erzählen vermag: Michael Schmitt, Leiter des Pastoralen Raumes Meschede Bestwig. Natürlich zog der Geistliche Parallelen zu Corvey, zeigte den Gästen in der Kirche eine erhaltene Wand des Vorgängerbaus aus karolingischer Zeit. Um 880 war der Bau der Stiftskirche des zehn Jahre zuvor gegründeten adeligen Kanonissenstifts begonnen worden. Damit war die Kirche nur wenige Jahrzehnte jünger als die erste karolingische Basilika des Klosters Corvey.

Die Gruppe in der Krypta der ehemaligen Stiftskirche St. Walburga.

Die Gruppe in der Krypta der ehemaligen Stiftskirche St. Walburga.

In der karolingischen Ringkrypta befindet sich seit 1980 im Reliquiengrab ein Bronze-Schrein mit Reliquien der heiligen Äbtissin und Glaubensbotin Walburga.

In der karolingischen Ringkrypta befindet sich ein Kultgrab aus dem 9. Jahrhundert. Es beherbergt seit 1980 einen Bronze-Schrein mit Reliquien der heiligen Äbtissin und Glaubensbotin Walburga.

Karolingische Wurzeln

Vom Gründungsbau der Stiftskirche sind, wie Michael Schmitt berichtete, der Grund- und Aufriss im heutigen Bau enthalten. Die Kirche hat ein Alleinstellungsmerkmal, auf das er die Aufmerksamkeit der Gäste aus Corvey lenkte: Sie ist die älteste Einturmanlage nördlich der Alpen. Die ebenfalls erhaltene karolingische Ringkrypta mit Reliquiengrab ist von Professor Dr. Uwe Lobbedey, der auch Corvey erforscht hat, als »Bauwerk europäischen Ranges« eingestuft worden. Auch darauf ist Pfarrer Schmitt zu Recht stolz. Außerdem verwies er bei der Führung der Gäste durch die Kirche auf eine weitere Parallele mit Corey: den berühmten St. Galler Klosterplan. Er war für beide, das Stift und die Weserabtei, Vorbild.

Gebaut wird rund um die Walburga-Kirche auch aktuell. So dynamisch wie er die Geschichte und Bedeutung des ehemaligen Stifts bei Kirchenführungen vergegenwärtigt, bringt Pfarrer Michael Schmitt viel Energie und Tatkraft in dieses Großprojekt mit Sanierungen, An- und Umbauten ein. Auch wenn die Zeit angesichts dieser Herkulesaufgabe knapp ist, will der Geistliche dem Welterbe Corvey einen Besuch abstatten – und ins frühe Mittelalter eintauchen, für das er daheim in St. Walburga schon viele Menschen begeistert hat.

Sensationelle Entdeckungen zeigte Pfarrer Michael Schmitt den Gästen in der Krypta: Archäologen fanden bei Grabungen Tongefäße, die nach römischer Tradition offenbar der Verbesserung der Akustik dienen sollten und in die Wände und den Boden eingebaut wurden. Über den St. Galler Klosterplan, der auch dem Stift als Vorbild diente, sprach die Gruppe an historischer Stätte.

Sensationelle Entdeckungen zeigte Pfarrer Michael Schmitt den Gästen in der Krypta: Archäologen fanden bei Grabungen Tongefäße, die nach römischer Tradition offenbar der Verbesserung der Akustik dienen sollten und in die Wände und den Boden eingebaut wurden. Auch über den St. Galler Klosterplan, der dem Stift wie Corvey als Vorbild diente, sprach die Gruppe an historischer Stelle.