Die Kirchengemeinde Corvey hat beim Vitusfest am Sonntag, 16. Juni, stolz und glücklich ihre Festschrift zum 1200-jährigen Bestehen der ehemaligen Benediktinerabtei am Weserbogen präsentiert. Das Buch erlebte beim Pfarrfest im Anschluss an die liturgischen Feierlichkeiten eine glanzvolle Premiere und ist jetzt im Buchhandel erhältlich.
Mit dem Zeitrahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten hat die katholische Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus die einjährige Gründungsphase vom Beginn des monastischen Lebens am 25. September 822 bis hin zum Fundationsbrief Kaiser Ludwigs des Frommen aufgegriffen. Diese Gründungsurkunde aus dem Jahr 823 führte das Kloster am Weserstrand als kaiserliche Stiftung schnell in die Unabhängigkeit auch vom Mutterkloster Corbie.
Einblicke in die „Himmelsstadt“
Auf 208 Seiten dokumentiert die Festschrift nun das hochkarätige Jubiläumsjahr und spiegelt die Bedeutung dieses großen Klosterortes und heutigen Weltkulturerbes wider. Die Beiträge zu den „Zeitreise“-Vorträgen anerkannter Wissenschaftler geben gut lesbare Einblicke in die wichtigsten Aspekte der Geschichte des ehemaligen Klosters. Die Texte beschäftigen sich mit der „Sachsengeschichte“ des Widukind von Corvey oder mit der großartigen Buchkultur, die in Corvey im Skriptorium und in der Klosterbibliothek gepflegt wurde. Auch die eigentliche Aufgabe des Klosters als Ausgangspunkt der Mission in Nordeuropa wird thematisiert.
In diesem Zusammenhang steht auch die theologische Deutung der Kloster- und Kirchenbauten als „Himmelsstadt“. Der Zeitraum von 1200 Jahren ist dementsprechend auch aus Sicht der Baugeschichte von sehr unterschiedlichen Aspekten geprägt, die in einem ausführlichen Beitrag vorgestellt werden und den Bogen von der Antikenrezeption im frühen Mittelalter bis zur Triumphalarchitektur des Barock spannen.
„Erfolgsmodell benediktinischen Lebens“
Die Bedeutung Corveys als „Erfolgsmodell benediktinischen Lebens“ im Hochmittelalter wird ebenso vorgestellt wie die Rolle des Klosters im Kontext des „Think-Tanks“ an den karolingischen Höfen. Auch Wilhelm Raabes historische Novelle „Höxter und Corvey“ wird thematisiert und gibt zahlreiche Denkanstöße. Und natürlich bekommt auch der Wein Raum in der Festschrift: Winzer Michael Rindermann berichtet von seinen Anbauerfahrungen auf dem ehemaligen Weinberg des Klosters und gibt Einblicke in die Corveyer Weingeschichte.
Außerdem vermittelt das im Verlag Jörg Mitzkat, Holzminden, erschienene Buch auch Einblicke in die museumsdidaktischen Neuerungen, mit denen die Alleinstellungsmerkmale dieses einzigen Welterbes in Westfalen einem großen Publikum zeitgemäß und würdig erschlossen werden. Die Illustration der Festschrift mit etwa 250 aussagekräftigen und teilweise faszinierenden Fotografien machen das Buch auch optisch zu einem Vergnügen.
Titel greift Motto auf
Der Titel entspricht dem Motto des Festjahres, „1200 Jahre Corvey – wo der Himmel die Erde berührt“. „Die Festschrift hat die Feier des Jubiläumsjahres und die Botschaft Corveys eindrücklich ins Bild gesetzt. Sie bietet sie den Leserinnen und Lesern einen schönen Einblick in die Höhepunkte des umfangreichen Jubiläumsprogramms und dokumentiert Corveys Ausstrahlung als Glaubensort“, sagt Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek.
Annika Pröbe, Standortleitung Weltkulturerbe karolingisches Westwerk und Abteikirche Corvey im Erzbischöflichen Diözesanmuseum Paderborn, ist ebenfalls glücklich über die vorliegende Publikation: „Die Festschrift zeigt auf wunderbare Weise, wie bunt und vielfältig unser Jubiläumsjahr war. Ich freue mich sehr, dass wir nun ein Zeitzeugnis vorliegen haben, das in Wort und Bild Auskunft über die Feierlichkeiten und die 1200-jährige Geschichte dieses bedeutungsvollen Ortes gibt.“
Farbenprächtiges Kaleidoskop
Als „farbenprächtiges Kaleidoskop“ dokumentiere die Festschrift in allgemeinverständlicher Art nicht nur das Jubiläumsjahr, sondern auch die Substanz und Seele Corveys, betont Kirchenvorstand Josef Kowalski. Die Benediktinerabtei sei als Kulturdenkmal und ehemaliger Klosterort hochbedeutend und als Kraftquelle des Glaubens bis heute ein „Leuchtturm für unsere Kirche“. Beides spiegele die Festschrift eindrucksvoll wider – so wie von dem Buch auch das klare Signal ausgehe, „dass unsere Kirchengemeinde lebendig ist und Corvey ein Ort bleibt, für dessen Leucht- und Anziehungskraft sich alle Verantwortlichen beständig einsetzen“. Wer dieses Bilder- und Lesebuch zur Hand nehme, werde magisch angezogen von diesem Ort.
Festschrift schließt Lücke
Verleger Jörg Mitzkat konstatiert, dass Menschen sich immer mal wieder nach dem zur NRW-Landesausstellung in Corvey im Jahr 1966 erschienenen Band „Kunst und Kultur im Weserraum 800 – 1600“ erkundigen. Diese Nachfragen zeigten ein großes Interesse an der Geschichte des Weserklosters. Fachbücher gebe es zwar – „allerdings keines, das die verschiedenen Aspekte der Geschichte Corveys allgemeinverständlich vermittelt“. Diese Lücke fülle jetzt die druckfrisch vorliegende Festschrift.
Grundlage war das Jubiläumsjahr. Das hochkarätige Veranstaltungsprogramm hat die beständige Strahlkraft Corveys als Kulturdenkmal und Kraftort des Evangeliums vergegenwärtigt und die große Vergangenheit dieses charismatischen Ortes aufgefächert. Die impulsgebenden Erkenntnisse zu dokumentieren, war dem Redaktionsteam der Kirchengemeinde für die Festschrift ein Anliegen.
Aus der Steuerungsgruppe für die Jubiläumsplanungen hatte sich dieser Kreis gebildet. Mitglied Hans-Werner Gorzolka (Kreisheimatpfleger, Kirchenvorstand in Ovenhausen) bringt auf den Punkt, was dem Team wichtig war: „Wir haben die unbedingte Notwendigkeit gesehen, trotz des guten Besuchs der Jubiläumsveranstaltungen diese wertvollen Beiträge zu verschriftlichen und allen Interessierten zugänglich zu machen.“
Buch ist ein Stück Heimat
Das bemerkenswerte Jubiläumsprogramm, so Gorzolka, habe es verdient, in Wort und Bild dokumentiert zu werden. Denn es decke verschiedene Aspekte der Geschichte Corveys ab und beleuchte außerdem die aktuellen Akzentsetzungen im Glaubensleben und in der Fortentwicklung der Welterbestätte. Aus Sicht des Kreisheimatpflegers ordnete er die Festschrift auch vor diesem Hintergrund als „Riesengewinn für die regionale Heimatpflege“ ein. Das Buch in der Hand zu halten, sei ein Stück Heimat.
Die Beiträge bringen Steine zum Sprechen – und mit ihnen auch das Sendungsbewusstsein der Mönche, die sich 822 anschickten, am Weserbogen bei Höxter ein Zentrum des Glaubens zu schaffen und von dort auszuschwärmen, um das Evangelium zu verkünden. Anknüpfend an ihre Mission feiert die katholische Kirchengemeinde seit jeher am Sonntag nach seinem Gedenktag, dem 15. Juni, das Fest zu Ehren ihres Schutzpatrons St. Vitus. Dass die Festschrift an diesem exponierten Tag Premiere hatte, setzt ein Zeichen. Und erfüllt Corvey zehn Jahre nach der Anerkennung zum Weltkulturerbe mit besonderem Glanz.
Die redaktionelle Bearbeitung lag in den Händen von Annika Pröbe und Sabine Robrecht. Die Festschrift ist in einer Auflage von 2000 Exemplaren erschienen (ISBN 978-3-95954-156-5). Zum Preis von 26 Euro ist sie im Buchhandel oder auch direkt beim Verlag Jörg Mitzkat erhältlich.
Pfarrdechant überreicht Buch an Bischof Dr. Heiner Wilmer
Beim Vitusfest stieß das Buch bereits auf großes Interesse. Die Gäste waren beim ersten Durchblättern der 208 Seiten gleich begeistert.
Als erster kirchlicher Würdenträger hielt Hildesheims Bischof Dr. Heiner Wilmer an diesem besonderen Sonntag die Festschrift in Händen. Er hatte das Festhochamt zu Ehren des Schutzpatrons im Schlosspark zelebriert. Nach dem Abschluss der liturgischen Feierlichkeiten in der ehemaligen Abteikirche überreichte Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek dem Oberhirten des Nachbarbistums unter dem Beifall der vielen Gläubigen des Corveyer Landes ein Exemplar des Buches.