Auf dem Friedhof in Corvey erinnert seit mehr als zwei Jahren eine Gedenkstele an Bruder Adelhard Gerke (1930 – 2017). Sie zu besuchen, war dem neuen Abt der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede, Pater Cosmas Hoffmann, ein Herzensanliegen.
Abt Pater Cosmas Hoffmann (von links), Prior Pater Klaus-Ludger Söbbeler, Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek und geschäftsführender Kirchenvorstand Josef Kowalski an der Gedenkstele auf dem Friedhof in Corvey. Die Stele hat ihren Platz gegenüber der Marienkapelle. Foto: Kirchengemeinde Corvey/Sabine Robrecht
Beim Ordenstag Mitte September in Corvey ergab sich die Gelegenheit. Der Abt hatte gemeinsam mit Prior Pater Klaus-Ludger Söbbeler, Subprior Bruder Alexander Aust und weiteren Mitbrüdern seines Klosters an der Zusammenkunft von 130 Ordenschristen aus dem Erzbistum Paderborn in der ehemaligen Benediktinerabtei und heutigen Welterbestätte an der Weser bei Höxter teilgenommen. Zusammen mit Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek und dem geschäftsführenden Vorsitzenden des Kirchenvorstandes der Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus, Josef Kowalski, gedachten Abt und Prior an der Stele aus Weserstandstein des mit Corvey eng verbundenen Ordensmannes.
Bruder Adelhard war zeitlebens eng mit Corvey verbunden. Mit großer Freude reiste er 2014 zum Fest anlässlich der Welterbe-Anerkennung des karolingischen Westwerks und der Civitas Corvey aus Meschede an.
Frater Adelhard, dem das Andenken auf dem Friedhof neben der Abteikirche gewidmet ist, stammte gebürtig aus Höxter. Er gehörte dem Mescheder Konvent bis zu seinem Tod 2017 an. 1950 war er in das damalige Priorat Königsmünster eingetreten. Sein Ordensname geht auf den heiligen Adalhard zurück. Er war Abt in Corbie und 822 Gründer der Tochterabtei Nova Corbeia (Corvey) an der Weser. Den Festtag des Heiligen begeht die katholische Kirche am 25. September.
Abbild des himmlischen Jerusalems
Der Abtei am Weserstrand blieb der als Hugo Gerke geborenen Bruder Adelhard zeitlebens verbunden. Mit der Gedenkstele erinnert die Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus daran, dass er sich mit seinen Forschungen zum karolingischen Westwerk um die ehemalige Benediktinerabtei in seiner Heimat sehr verdient gemacht hat. Im karolingischen Westwerk erblickte Bruder Adelhard ein irdisches Abbild der himmlischen Stadt Jerusalem aus der Offenbarung des Johannes.
Dieses theologische Grundmotiv stand kürzlich im Mittelpunkt der „Zeitreise“-Vortragsreihe zu Corveys 1200-jährigem Bestehen. Der international renommierte Neutestamentler Professor Dr. Thomas Söding (Ruhr-Universität Bochum, Zentralkomitee der Deutschen Katholiken) hatte einen großen Zuhörerkreis ins himmlische Jerusalem – das hoffnungsvolle Finale der Heiligen Schrift – mitgenommen und den Bogen geschlagen zum Johanneschor des Westwerks, dessen Architektur diese Vision auslegt. Den Text der Inschriftentafel aus der Gründungszeit des Klosters stellte der Wissenschaftler ebenfalls in den Kontext der Johannesoffenbarung: „Herr, umgib diese Stadt und lass deine Engel die Wächter ihrer Mauern sein.“
Segenswunsch auf Bronzeplakette zu lesen
Dieser Segenswunsch aus dem kirchlichen Stundengebet ist auch auf der Bronzeplakette der Stele für Bruder Adelhard zu lesen. Am „Zeitreise“-Vortrag hätte er angesichts seiner intensiven Forschungen und Erkenntnisse viel Freude gehabt. Die Gedenkstele aus Wesersandstein bewahrt ihm und seinen großen Verdiensten vor Ort in Corvey ein ehrendes Andenken. Dieser Erinnerungsort baut auch Brücken nach Königsmünster, wo der Benediktinerorden, der Corvey einst prägte, segensreich wirkt.
Die Bronzeplakette trägt den Text der Inschriftentafel des Westwerks.