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AKTUELL

Barockausstattung unter der Lupe

By 17. August 2025No Comments

Nicht nur die karolingische Bausubstanz des Westwerks, sondern auch die prachtvolle Barockausstattung der ehemaligen Abteikirche gilt es zu erhalten und daher immer im Blick zu haben. Deshalb war die Restauratorin Sina Theile kürzlich wieder in Corvey.

Sina Theile bei der Untersuchung des Vitusmonuments.

Sina Theile bei der Untersuchung des Vitusmonuments.

Beim Monitoring in der Kirche war due Befundlage erfreulich.

Beim Monitoring in der Kirche war due Befundlage erfreulich.

Sie hat im Rahmen eines regelmäßigen Monitorings das Vitus-Monument an der nördlichen Seitenwand und auch den imposanten Hochaltar der Kirche fachmännisch unter die Lupe genommen. Ergebnis: Alles ist in einem guten Zustand. Diese Befundlage erfreut auch Annika Pröbe, Standortleitung für das Welterbe karolingisches Westwerk und die barocke ehemalige Abteikirche.

Gemalter Platz in der Kirche

Die junge Restauratorin Sina Theile ist mit der heutigen Welterbestätte an der Weser besonders verbunden – unter anderem deshalb, weil sie aus Obermarsberg im Sauerland kommt und dieser Höhenort seit Corveys Gründungszeit über Jahrhunderte hinweg mit dem Benediktinerkloster bei Höxter in Beziehung stand. Aktueller – und noch dazu viel spannender, weil einzigartiger, – ist aber eine andere Verbindung: Sina Theile hat in Corvey einen gemalten Platz. Denn die Restauratorin hat für das neue Osterbild im Zyklus der großformatigen Hochaltargemälde Modell gestanden. Das zeitgenössische Altarbild des Esloher Künstlers Thomas Jessen ersetzt das seit 1945 verschollene Ostermotiv und verbindet frühe christliche Kunst mit der Gegenwart.

Genau hier kommt Sina Theile ins Spiel. Der Künstler stellt sie den drei Frauen am Grab – dargestellt wie auf einem Elfenbeinrelief aus der Zeit um 400 nach Christus – zur Seite. Die junge Frau nimmt die lange Überlieferung des Osterglaubens auf und malt sie weiter. Deshalb die Staffelei in ihren Händen. Wer in der Osterzeit auf das moderne Hochaltarbild schaut, steht also auch der Restauratorin gegenüber.

Sina und Chris Theile im Dezember 2020 auf Augenhöhe mit der Skulptur des heiligen Stephanus.

Auf dem Gerüst nehmen Karen Keller (rechts) und Sina Theile die Altarbekrönung mit Christus-Relief in Augenschein.

Ihr Handwerkszeug hat die Fachfrau schon häufiger nach Corvey mitgebracht. Im Dezember 2020 beispielsweise hat sie gemeinsam mit ihrem Bruder, Chris Theile, die prachtvolle Barockausstattung der Kirche fachmännisch gereinigt und gefestigt. Der 14 Meter hohe Hochaltar und auch die Seitenaltäre waren eingerüstet. Die Geschwister Theile, die in Diemelstadt eine Ateliergemeinschaft betreiben, nahmen zusammen mit der restauratorischen Fachbauleitung für das Westwerk und die Abteikirche, Karen Keller, bis hin zum Christus-Relief hoch oben in der Altarbekrönung die kunstvolle Ausstattung der Klosterkirche unter die Lupe.

Diese zieht Corvey-Besucher ebenso wie das eigentliche Welterbe, das karolingische Westwerk, immer nachhaltig in den Bann. Die geräumige Saalkirche ist nach dem Abriss der baufälligen karolingischen Basilika in den Jahren 1667 bis 1674 errichtet worden. Sie gehört zu den imposantesten Zeugen sakraler Bau- und Ausstattungskunst des Barock in unserer Region.

Der raumbestimmende, portalartige Hochaltar setzt auch den Schutzheiligen der Kirche, St. Stephanus und St. Vitus, in Gestalt monumentaler Figuren ein Denkmal. Ihnen stehen rechts und links außen – über den Eingängen zur Sakristei – die Stifter Karl der Große und sein Sohn Ludwig der Fromme zur Seite.

Sie alle haben – im bildlichen Sinne – im Lauf der Jahrhunderte viele Menschen ein- und ausgehen sehen. Dass das so bleibt, darum kümmert sich Standortleitung Annika Pröbe in Zusammenarbeit mit den Restauratoren. Die regelmäßigen Zustandskontrollen zeigen frühzeitig an, wo „Frischzellenkuren“  geboten sind.

Restauratorin Sina Theile schafft auf dem neuen Hochaltargemälde eine Verbindung zur Gegenwart: Sie nimmt die lange Überlieferung des Osterglaubens auf und malt sie weiter. 

Restauratorin Sina Theile schafft auf dem neuen Hochaltargemälde eine Verbindung zur Gegenwart: Sie nimmt die lange Überlieferung des Osterglaubens auf und malt sie weiter.