Überall dort, wo Jesus in die Herzen der Menschen einziehen und dort Wohnung nehmen darf, beginnt Frieden: Diese lichtbringende Weihnachtsbotschaft ist an Heiligabend 2024 aus der ehemaligen Benediktinerabtei Corvey hinaus in die Welt gegangen – formuliert von Domvikar Dr. Rainer Hohmann aus Paderborn.
Der gebürtige Höxteraner zelebrierte wie in den Vorjahren die festliche Christmette in der ehemaligen Abteikirche und hob hervor, dass Menschen zum Frieden befähigt sind, wenn Christus ihre Herzen bewegt. Denn Frieden erwachse aus dem Herzen heraus und nicht aus dem Willen, die Welt zu erobern.
Der Erlösung auf der Spur
„Wenn unsere Augen gütiger werden für Menschen, denen es schlechter geht, wenn wir uns in diesem Sinne das Weihnachtsfest zu Herzen gehen lassen, dann sind wir tatsächlich der Erlösung auf der Spur. Das ist nur ein kleiner Anfang. Aber immerhin ein Anfang.” Diese Worte des Geistlichen bestärkten die Menschen im Vertrauen darauf, dass Jesus das, was im Dunkel liegt, erhellt.
Auf dieses Vertrauen ist das Kloster Corvey gebaut – das karolingische Westwerk, die barocke Abteikirche. Und dieses Vertrauen leuchtet auch im Friedenslicht aus Bethlehem auf, das an der Krippe erstrahlt und während der täglichen Öffnungszeiten der Kirche vom 26. Dezember bis 1. Januar (jeweils von 11 bis 16 Uhr) mitgenommen werden kann.
Heilige Messe zu Ehren des Schutzpatrons St. Stephanus
Nach der Christmette rundet die Patronatsmesse zu Ehren des Heiligen Stephanus am 26. Dezember, 8.30 Uhr, die liturgischen Feierlichkeiten der Festtage ab. Der Corveyer Schutzpatron wurde um das Jahr 40 wegen seines Glaubens zu Tode gesteinigt. Er wird als erster Märtyrer des Christentums verehrt.
Stephanus war nicht nur ein früher Anhänger Jesu, sondern gehörte auch zu denen, die die junge Bewegung nach dem Tod ihres Begründers weiterführten. Als Diakon in der Jerusalemer Urgemeinde tat er viel Gutes und geriet in einen Konflikt mit hellenistischen Juden. Diese warfen ihm Gotteslästerung vor.
In einer flammenden Verteidigungsrede vor dem Hohepriester – einer der längsten Monologe der Bibel – bekannte der redebegabte Diakon seinen christlichen Glauben. Zum Schluss blickte zum Himmel und sah „die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen“ (Apg 7,55). Mit dieser Vision brachte er die empörte Zuhörerschaft vollends gegen sich auf. Die zornige Menge trieb ihn vor die Stadt, wo er verurteilt und gesteinigt wurde.
Reliquien als Gründungsgabe
Stephanus’ Gebeine wurden der Überlieferung nach im Jahr 560 in der Krypta der Kirche Sankt Laurentius vor den Mauern in Rom bestattet. In der ehemaligen Benediktinerabtei Corvey gehört ein vermeintliches Schulterblatt („scapula”), in Wirklichkeit ein Beckenknochen, des Heiligen zum Reliquienschatz. Denn der Erzmärytrer ist seit jeher Schutzpatron des 822 gegründeten Klosters. Kaiser Ludwig der Fromme (778-840) überließ der von ihm gestifteten Abtei die Gebeine des heiligen Stephanus als Gründungsgabe aus dem Aachener Schatz. Aus der Fundationsurkunde von 823 ist die Schenkung der Reliquien durch den Kaiser bekannt.
Den Beckenknochen des Erzmärytrers mit grünem spätmittelalterlichem Seidenstoff hat die Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus nach Paderborn entliehen. Dort gehört sie zu den Exponaten der großen Sonderausstellung „Corvey und das Erbe der Antike“ im Erzbischöflichen Diözesanmuseum. In Corvey selbst rahmt in der barocken Abteikirche eine Monumentalstatue des Heiligen zusammen mit der des weiteren Schutzpatrons des Klosters, St. Vitus, das Hochaltargemälde.
Büsten für Ausstellung restauriert
Außerdem nehmen sie die Gäste vor der Doppelturmfassade des karolingischen Westwerks in Gestalt steinerner Figuren auf prachtvollen Sockeln in Empfang. Die Stephanus-Statuen zeigen den Heiligen mit großen Steinen, seinen Todeswerkzeugen. In der neu konzipierten Dauerausstellung in den Räumen des Schlosses ist eine eigens restaurierte Reliquienbüste des Schutzpatrons zu sehen (Düsseldorf, 1662 /1675).
Den Gedenktag zu Ehren des ersten Märtyrers begeht die katholische Kirche am zweiten Weihnachtsfeiertag, 26. Dezember. Damit bedenkt sie bei aller Freude über die Geburt Jesu auch das Kreuz und die Bedrohung des Lebens mit. Daher beten die Menschen am Stephanustag für alle Christen weltweit, die auch heute noch wegen ihres Glaubens verfolgt werden.