Das Format ist nicht neu, aber für den Ort war es eine Premiere: Die Welterbestätte Corvey bildete erstmals den Rahmen für einen Lightroom-Gottesdienst. Firmbewerberinnen und Firmbewerber, aber auch viele andere Gäste erlebten mit, wie ein stimmiges Zusammenspiel aus Licht und Musik – verbunden mit dem Glaubenszeugnis eines jungen Christen – dem Vertrauen auf Gott und seinen verlässlichen Beistand eine bestärkende Kraft verlieh.

Im Interview mit Gemeindereferent Carsten Sperling (links) legte Ole Winkeltau in aller Offenheit ein Glaubenszeugnis ab. Fotos: Kirchengemeinde Corvey/Sabine Robrecht
„Christ sein – mehr als eine Entscheidung“: Diese These, die Leitwort des Gottesdienstes war, hat Ole Winkeltau (22) aus eigenem Erleben bestätigt. Mutig erzählte der Medizinstudent im Interview mit Gemeindereferent Carsten Sperling vor vollen Kirchenbänken, wie er Christus für sich entdeckt hat. Und wie kurz das erst zurückliegt. Denn der gebürtige Rostocker wuchs ohne den Glauben auf. „Ich habe mir immer gedacht, dass es den Urknall gab.“ Mehr nicht. Alles andere ist Zufall.
Ultimativer Tipp: Bibellesen
Irgendwann, an einem tiefen Punkt in seinem jungen Leben, habe diese Weltsicht nicht mehr funktioniert, berichtet Ole. Er entdeckte die Instagram-Seite eines Christen. Seinen ultimativen Tipp, ein Buch zu lesen – die Bibel –, befolgte er.
Im Neuen Testament stieß Ole Winkeltau dann recht bald auf eine Geschichte, die ihn berührte: das Gleichnis vom verlorenen Schaf. Als dieses sich verirrt, lässt der Hirte die anderen 99 Schafe zurück, um es zu suchen. Ole Winkeltau übertrug diese Geschichte. Und deutete sie so, dass Gott sich einem Menschen, auch wenn er freiwillig gegangen ist, bedingungslos zuwendet.
Christ ist man nicht auf Knopfdruck
„Diesen Gott kann es geben“, gewann Ole eine erste Erkenntnis. Er ließ ihn hinein in sein Leben. Und konnte sich schnell schon nicht mehr vorstellen, „was für ein Leben ich in den letzten 20 Jahren gelebt habe“.
Das neue Leben hat sich aber entwickelt. Christ ist man nicht auf Knopfdruck. Vor allem, wenn der Glaube in der eigenen Familie nie eine Rolle gespielt hat. „Es braucht Zeit. Das sollte sich jeder vor Augen führen, der Christ werden will. Es dauert“, sagt Ole ehrlich. „Also: Ruhe bewahren“, rät er. Anfangs habe er sich beim Bibellesen, was er sehr empfiehlt, immer gedacht, er mache alles falsch. „Dann aber verwandelt es einen.“
„Taufe war eine meiner besten Entscheidungen“
Sich dafür Zeit zu lassen, „lohnt sich“, sagt der im polnischen Breslau studierende junge Mann aus voller Überzeugung. „Ich führe ein deutlich erfüllteres und fröhlicheres Leben.“ Vor allem seit der Taufe im vergangenen Sommer. Sie war „eine meiner besten Entscheidungen“, signalisiert er Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek, der ihm das Sakrament gespendet hat, bei einer herzlichen Begegnung nach dem Lightroom-Gottesdienst in Corvey.

Mit ihrer Musik erreichten Yvonne Sperling (Gesang), Kira Westermann (Violine) und Ralf Westermann (Piano) die Herzen der Menschen.
„Der Glaube gibt dem Leben einen Sinn“, resümiert der heute in Albaxen lebende Student. Leichter werde das Leben natürlich nicht, wenn man glaubt. Aber besser. Und strukturierter. In schweren Situationen tue es gut, zu wissen, dass Jesus da ist. Dann gehe man auch in eine Prüfung im Rahmen des Studiums mit einem Lächeln.
Musik unterstrich besondere Stimmung
Oles Glaubenszeugnis und auch den Gedanken der Gäste verlieh die Musik des besonderen Gottesdienstes Flügel. Ralf Westermann (Piano), Kira Westermann (Violine) und Yvonne Sperling (Gesang) unterstrichen mit ihren Liedern die besondere Stimmung des Abends inmitten der barocken Pracht der ehemaligen Abteikirche.
Diese war mit Scheinwerfern und Kerzen in ein geradezu mystisches Licht getaucht. Die Beleuchtung akzentuierte in ihren Farben die spirituelle Aura Corveys und machte das Welterbe als Glaubensort erlebbar, der lebendig ist und in die Zukunft weist.
Ehrwürdige Mauern strahlen Impulskraft aus
Dass Ole Winkeltau gerade hier sein Glaubenszeugnis zur Entfaltung brachte, baut Brücken in die Geschichte der ehemaligen Benediktinerabtei. Denn so wie der 22-Jährige den Menschen vom Evangelium und Gottes beständiger Liebe erzählte, haben es auch die Mönche des 822 gegründeten Klosters getan: Vor Ort im eben erst christianisierten Umfeld und auch auf Reisen in den Norden Europas (Ansgar) gewannen sie Menschen für den Glauben und die frohe Botschaft. Corvey erblühte dank der Entschlossenheit und Überzeugungskraft der Ordensmänner schnell zu einem bedeutenden Missionszentrum.

Nach dem Lightroom-Gottesdienst im Gespräch: Pastor Thomas Nal (von links), Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek, Ole Winkeltau, Kira und Ralf Westermann und Yvonne und Carsten Sperling.
Bis heute strahlen die ehrwürdigen Mauern diese Impulskraft aus. Die Angebote im Rahmen der Vorbereitung auf Firmung 2025 bringen die besondere Spiritualität dieses Leuchtturms neu zum Strahlen. Denn sie eröffnen der Jugend, also der Zukunft, großartige Möglichkeiten zur Begegnung mit Gott. Und stellen eindrücklich unter Beweis, dass auch ein geschichtsträchtiger Ort wie das unvergängliche Corvey den Menschen neue Wege zu Gott erschließen kann.