Auf den Hochaltar mit seinem großformatigen, von vergoldeten Spiralsäulen flankierten Gemälde richtet sich der Blick gleich beim Betreten der ehemaligen Abteikirche Corvey. Diese Sogwirkung, inszeniert mit den Mitteln barocker Triumphalarchitektur, zieht die Besucher sofort in den Bann – so wie es schließlich, spätestens auf den zweiten Blick, das Altargemälde selbst in seiner heilsgeschichtlichen Botschaft tut. Die Motive mit neutestamentlichen Schlüsselszenen wechseln zu den Hochfesten des Kirchenjahres. Und sind in Kürze wieder vollständig: Auf Initiative des Bonifatiuswerks bekommt Corvey die Osterszene zurück.
Dieses zentrale Motiv fehlt seit inzwischen 79 Jahren: Das Osterbild ist am 7. April 1945, eine Woche nach dem Hochfest der Auferstehung Jesu, durch den hohen Luftdruck bei der Sprengung der nahen Eisenbahnbrücke zerfetzt worden. Die Überreste sind seither so verschollen wie das legendäre Bernsteinzimmer.
Am 25. September, dem Gründungstag des 822 gegründeten Benediktinerklosters, erhält die ehemalige Abteikirche nun ein neues Osterbild. Es wird im Zuge der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Nordeuropahilfe des Bonifatiuswerkes enthüllt.
Der Esloher Künstler Thomas Jessen hat das 4,50 Meter hohe und etwa 3,50 Meter breite Osterbild gestaltet. Fünf Monate hat er an seinem Werk gearbeitet und die Auferstehungsszene modern interpretiert. „Die Größe des Bildes ist eine Metapher für das Ostergeschehen, das man alleine nicht begreifen oder bewältigen kann“, sagt Jessen, der als einer der bekanntesten Künstler des Sauerlandes gilt.
Ansgar ist Vorbild und Ermutigung
„Das neue Altarbild soll ein Zeichen der Versöhnung sein. Es geht um unseren Glauben an die Auferstehung und darum, aufzustehen für das Leben. Dank zweckgebundener Spenden können wir als Bonifatiuswerk die Anschaffung des Werkes an diesem historisch so wichtigen Ort aus Anlass unseres Jubiläums unterstützen und es der Gemeinde als Geschenk überreichen. Nur wer seine Herkunft kennt, hat Zukunft. Von Corvey aus ist der Heilige Ansgar in den Norden aufgebrochen, um das Evangelium zu verkünden. Dies ist für uns als Bonifatiuswerk Vorbild und Ermutigung, heute zu den Menschen aufzubrechen“, erklärt Bonifatiuswerk-Generalsekretär Monsignore Georg Austen. Die weiteren Anschaffungskosten des Bildes werden vom Erzbistum Paderborn und von der katholischen Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus Corvey getragen.
Für den Pfarrverwalter der Gemeinde, Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek, ist das moderne Hochaltarbild ein Beitrag, Ostern ins Gespräch zu bringen – „durch die Verbindung klassischer und moderner Formen in ungewöhnlicher Kombination“. Der Enthüllung am Mittwoch, 25. September, sieht der Geistliche mit Freude entgegen. Um 16.30 Uhr beginnt in der ehemaligen Abteikirche eine Eucharistiefeier für alle Interessierten. Nach dem Gottesdienst wird das 4,50 Meter hohe und etwa 3,50 Meter breite Osterbild in der katholischen Pfarrkirche St. Stephanus und Vitus der Öffentlichkeit präsentiert und vom Künstler Thomas Jessen erläutert.
EWTN.TV übertragt die Heilige Messe und die Enthüllung des Altarbildes im deutschsprachigen Europa und in Skandinavien sowie als Live-Stream auf YouTube (https://www.youtube.com/live/NZk5iTJ3nDY?si=lzpGc-eUyaG5qRuW). Auch bei domradio.de sind Gottesdienst und Enthüllung im Web-TV zu sehen.
Im Anschluss an die Enthüllung findet ein Festakt mit geladenen Gästen aus Kirche, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Nordeuropahilfe des katholischen Hilfswerks statt. Zu Gast sind unter anderem Bischof Czeslaw Kozon (Kopenhagen), Bischof Viktors Stulpins (Liepaja/Lettland), Vorsitzender der Lettischen Bischofskonferenz, sowie die Botschafterinnen aus Estland, Marika Linntam, und Lettland, Alda Vanaga, sowie Veronika Wand-Danielsson als Botschafterin des Königreichs Schwedens und der litauische Botschafter Giedrius Puodžiūnas.
Bilderrhythmus wieder komplett
Mit dem Ostermotiv ist der sechs Werke umfassende Bilderrhythmus wieder komplett. Der Kirchenvorstand tauscht die Motive jeweils zu den Eckpunkten des Kirchenjahres aus. Das geht trotz der Größe der Gemälde dank einer von Kirchenvorstandsmitglied Georg Pietsch konstruierten Wechselhilfe zügig. Das fahrbare Holzgestell macht es möglich, dass sogar zwei Hände genügen. Von Aschermittwoch an ist immer das Karfreitagsgemälde mit der Darstellung der Kreuzigung Jesu zu sehen. Vor Pfingsten rückt der Kirchenvorstand dann die Herabkunft des Heiligen Geistes ins Blickfeld. Ein zweites Pfingstmotiv reiht sich ebenfalls ein in das Magazin mit den 4,50 Meter hohen Kunstwerken. Der Himmelfahrt Mariens und schließlich der Geburt Christi sind die weiteren Altarblätter gewidmet.
Internationales Vernetzungstreffen
Die Feierlichkeiten zur Enthüllung des neuen Osterbildes in Corvey reihen sich ein in ein internationales Vernetzungstreffen des Bonifatiuswerkes mit 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der Jugendpastoral aus zehn Ländern, das vom 22. bis 26. September in Paderborn stattfindet. Monsignore Georg Austen: „Aus der Zusammenarbeit mit unseren Projektpartnern wissen wir, dass die Jugendpastoral wichtige Orte und Gelegenheiten eröffnet, an denen junge Menschen die Botschaft Jesu Christi als sinngebend und richtungsweisend für die Gestaltung ihres Lebens erfahren dürfen. Ebenso wissen wir, wie wertvoll es ist, mit- und voneinander aus den unterschiedlichen Ortskirchen als Weltkirche zu lernen.“