Vor dem Westwerk kündet die große Tanne vom Beginn einer besonderen Zeit. Im Sonntagsgottesdienst hat Ministrantin Linéa Stickel (11) die erste Kerze am Adventskranz entzündet. Weihnachten ist nicht mehr weit. Am ersten Adventssonntag haben viele Gläubige in der ehemaligen Abteikirche ihre Herzen für die Gegenwart Gottes im eigenen Leben und für die Freude auf das Geburtsfest Jesu geöffnet.

Feierlicher Moment im Sonntagsgottesdienst: Linéa Stickel entzündete die erste Kerze am Adventskranz. Der erste Advent ist immer auch der Beginn eines neuen Kirchenjahres. Fotos: Kirchengemeinde Corvey/Sabine Robrecht
Pastor Tobias Spittmann, der den Gottesdienst zelebrierte, brachte ins Wort, mit welch hoffnungsvollem Grundanliegen die Kerzen am Adventskranz verbunden sind: „Wir lassen Gott ein Licht in uns entzünden und fangen selber an zu leuchten. Wir werden wach für sein Kommen und offen für die Menschen, die unsere Hilfe brauchen.“
Aufmerksamkeit für Gottes Gegenwart
Die Aufmerksamkeit für Gottes Gegenwart im eigenen Leben ist eine der Kernbotschaften des Advents. In Corvey strahlt sie von einem Ort aus, an dem seit mehr als 1200 Jahren beständig Advent und Weihnachten gefeiert wird – und der bis heute eine Anziehungskraft auch auf Menschen ausübt, die Gott suchen.
Daher ist es dem Pastoralverbund Corvey und der Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus ein Anliegen, die Menschen im Welterbe mit unterschiedlichen pastoralen Angeboten zur Begegnung mit Gott einzuladen. So auch jetzt, in der Adventszeit: Am Sonntag, 7. Dezember, öffnet sich das Kirchenportal der ehemaligen Benediktinerabtei um 18.30 Uhr zum Lightroom-Gottesdienst. Im Mittelpunkt steht das, was die Mauern des unvergänglichen Corvey ausstrahlen: Vertrauen.
Vertrauen hat Mönche bestärkt
Ohne dieses Vertrauen hätten die Gründermönche des Klosters vor 1200 Jahren nicht den Mut gehabt, in der Einöde des gerade mit dem Schwert bekehrten Sachsenlandes einen Glaubensstützpunkt zu begründen, um die Menschen vom Evangelium zu überzeugen. Mutig brachen sie zu ihren erfolgreichen Missionsreisen auf.
Im Kloster schickten sie sich an, auch baukünstlerisch einen irdischen Eindruck vom himmlischen Jerusalem zu vermitteln. Dazu setzten sie innovative Mittel ein, griffen auf die Antike zurück und deuteten Szenen aus der griechischen Mythologie für Wandmalereien im Westwerk christlich um. Dieser Kulturtransfer war bahnbrechend.
Ort der Innovationsfreude
Corvey ist also auch ein Ort der Aufgeschlossenheit und des Fortschritts. Daher passen auch innovative pastorale Angebote wie der Lightroom-Gottesdienst oder die Feier des Triduums im Rahmen der Firmvorbereitung stimmig in die betagten Kirchenmauern. Schließlich soll der Leuchtturm Corvey auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten die Menschen für das Wort Gottes begeistern.
Der Advent endet im Welterbe festlich mit der Christmette an Heiligabend. Um 17.30 Uhr beginnt dieser feierliche Gottesdienst, den Domvikar Dr. Rainer Hohmann aus Paderborn wieder zelebriert. Die von Domorganist Dominik Balduin gegründete Schola „Canta voce“ wird die Christmette mitgestalten.
Das Grundanliegen der Schola bringt Ensemblemitglied Verena Zimmermann auf eine prägnante Formel: „Traditionelle Kirchenmusik neu gedacht“. Mit diesem Ziel hat Dominik Balduin den Kreis ins Leben gerufen. An der Orgel interpretiert er traditionelles geistliches Liedgut oft neu, führt Melodien mehrerer Lieder zusammen, streut Sequenzen aus weltlichen Genres ein.
Klassiker neu interpretiert
Diese Musikgedanken – sein Markenzeichen – setzt die Schola unter seiner Leitung nun in berührenden Gesang um. „Es gibt schöne Klassiker, die sich anders interpretieren lassen“, sagt Mitglied Dorothee Meyhöfer.

Gehören der Schola „Canta voce” an: Annika Winkler (von links), Elisabeth Preußing, Nicole Raabe, Dorothee Meyhöfer, Verena Zimmermann, Dominik Balduin, Franziska Dumke, Karen Wolf, Susanne Fischer, Steffi Beverungen und (nicht im Bild) Carolin Geißler.
Bei einem Übungsabend für Heiligabend in Corvey gaben sie und ihre Mitsängerinnen kürzlich spontan eine Kostprobe. Und brachten das traditionelle „Halleluja“ mit einer Melodie der Legende Elvis Presley, Can’t Help Falling In Love“, zur Entfaltung. Aus dem Gotteslob verflochten die Sängerinnen zwei Lieder zu einem: mehrstimmig, berührend, das Evangelium in seiner lichtbringenden Botschaft zur Entfaltung bringend.
In der Christmette intonieren die Sängerinnen den Klassiker „Tochter Zion“. Wie immer setzt die Krippe pünktlich zum Festgottesdienst die Geburt des Erlösers berührend in Szene. Das Küsterehepaar Helga und Johannes Gritzo baut sie wieder mit viel Liebe und jetzt allerdings zum letzten Mal auf. Denn die beiden gehen nach jahrzehntelangem, verdienstvollem Wirken in den Ruhestand.
Zwischen den Jahren ermöglichen sie den Menschen aber wie gewohnt den Besuch der Krippe. Die Kirche ist vom 26. Dezember bis Neujahr täglich von 11 bis 16 Uhr geöffnet.
Impressionen vom Gottesdienst am ersten Adventssonntag finden Sie auf unserem Instagram-Kanal.

