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Lightroom Corvey: Gottesdienst erschließt Menschen das Welterbe als Ort des Vertrauens

By 8. Dezember 2025No Comments

Lightroom Corvey: Das neue Gottesdienst-Format hat am zweiten Adventssonntag in der ehemaligen Abteikirche eine erfolgreiche dritte Auflage erlebt. Erneut war das Haus voll. Für viele junge Menschen unter den Gästen war die erfreuliche Beteiligung Rückenwind: Denn mit dem Gottesdienst begann für sie die Firmvorbereitung. Getragen von einer großen Gemeinschaft und einer Aufbruchsstimmung im Vertrauen machen sie sich jetzt auf den Weg – um schließlich am 8. Mai an gleicher Stelle dieses so wichtige Sakrament zu empfangen.

Lightroom Corvey: Die ehemalige Abteikirche war in ein besonderes Licht getaucht. Im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand das Vertrauen.

Lightroom Corvey: Die ehemalige Abteikirche war in ein besonderes Licht getaucht. Im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand das Vertrauen. Fotos: Kirchengemeinde Corvey/Sabine Robrecht

Stimmungsvolles Licht, lebensnahe Glaubenszeugnisse, berührende Musik: Aus dieser Symbiose entfaltete sich in den vollen Kirchenbänken und auf den vielen „Stehplätzen“ ringsherum der Eindruck, dass an diesem gottgeweihten Ort auch heute der Himmel die Erde berührt. Gemeindereferent Carsten Sperling und seine Mitstreitenden unternehmen mit dem „Lightroom“-Konzept den Versuch, den Menschen diesen besonderen geistlichen Ort mit 1200 Jahren ununterbrochener Gebetstradition neu zu erschließen.

Im Interview mit Carsten Sperling (2. von rechts) erläuterten Jonathan Siegel, Dr. Christof Klemm (links) und Hiltrud Vornholt ihre ganz persönlichen Erfahrungen.

Authentische Glaubenszeugnisse: Im Interview mit Carsten Sperling (2. von rechts) erläuterten Jonathan Siegel, Dr. Christof Klemm (links) und Hiltrud Vornholt ihre ganz persönlichen Erfahrungen.

Diese Aufgeschlossenheit fällt in Corvey auf fruchtbaren Boden, wie das große Interesse zeigt. Und hat in der ehemaligen Benediktinerabtei auch starke Wurzeln. Denn das, was seit 1200 Jahren baulich erhalten ist – das Westwerk –, war in seiner Entstehungszeit innovativ und machte Corvey zu einem der markanten Stützpunkte eines bis heute gesellschaftsprägenden Kulturtransfers im frühen Mittelalter.

Als solcher hat die Abtei an der Weser seit 2014 Welterbestatus. Die berühmten Mauern strahlen neben ihrem universellen Denkmalwert aber auch das aus, als was sie geschaffen wurden: Sie waren und sind ein steinernes Zeugnis von Glaubenstiefe und Gottvertrauen.

Mönche gingen im Vertrauen auf Gott ins Ungewisse

Dieses unerschütterliche Vertrauen müssen die Mönche gehabt haben, die vor 1200 Jahren aus Corbie kommend in der Einöde des Sachsenlandes ein neues Kloster gründeten. Sie wollten die mit dem Schwert bekehrten Menschen in Gebet und Gottesdienst vom Evangelium überzeugen. Und wussten weder hier noch auf ihren späteren Missionsreisen, was auf sie zukommt. Im Vertrauen auf Gott gingen sie ins Ungewisse.

Dieses Vertrauen – und nicht zuletzt die Suche danach – hat Carsten Sperling in den Mittelpunkt des Lightroom-Gottesdienstes gestellt. „Du bist nicht allein“, „Gott geht mit dir, auch wenn du ihn nicht immer spürst“:  Glaubensbotschaften wie diese beschlossen als stärkende Quintessenz einen besonderen Abend. Sie reiften wie eine Pflanze heran und schienen im Schein der beiden Kerzen am Adventskranz und in den vielen, vielen Lichtern überall in der Kirche regelrecht aufzublühen.

Authentische Bekenntnisse

Dazu leisteten drei Gesprächspartner wertvolle Beiträge, indem sie authentische Erfahrungen mit dem großen Publikum teilten. Jonathan Siegel (15) beispielsweise. Er gehört zu den 80 Firmbewerbern des aktuellen Jahrgangs.

Kira Westermann (Violine).


Yvonne Sperling (Gesang).

Die Familie ist sein Heimathafen. Als Leichtathlet erfolgreich unterwegs, schafft er es, in angespannten Momenten vor dem Wettkampf ruhig zu bleiben. „Ich konzentriere mich auf das, worauf es ankommt.“ Auch das hat mit Vertrauen zu tun.

Vertrauen, aufgrund guter Erfahrungen, hat Jonathan auch zu einer anderen Strategie: Wenn etwas nicht richtig läuft, sucht er das Gespräch mit anderen Menschen.

Zwiesprache mit Gott

Vertrauen hat der 15-Jährige aber auch zu Gott, wie er mutig bekannte: Er bete nicht jeden Tag, aber ab und zu, und bekomme auch nicht immer eine Antwort. Dennoch habe er das gute Gefühl, „dass Gott mich hört – dass jemand da ist und mich unterstützt“.

Dieses Empfinden schilderte auch Hiltrud Vornholt aus Fürstenau. Sie ist vom Pfarrgemeinderat bis zum Begräbnisdienst auf vielen Gebieten ehrenamtlich in der Kirche aktiv, sucht in Ernstfällen bei anderen Menschen Rat und wendet sich, wie sie betont, in manchen Situationen aber auch direkt an Gott. „Ich werde dann ruhiger, weil ich mit ihm gesprochen habe und es abgegeben habe.“ Die Dinge fügten sich schließlich oft anders als erwartet. „Aber es wird.“

„Gott ist immer schon dagewesen – nicht irgendwo im Himmel, sondern mitten im Chaos. Bei dir.“ Gemeindereferent Carsten Sperling bestärkte die Gäste des Gottesdienstes im Vertrauen.

Für die Jugendlichen, die zur Firmung gehen, leitet Hiltrud Vornholt erneut einen der Kurse. Auch Dr. Christof Klemm ist wieder dabei. „Die Alphakurse sind ein großes Geschenk, das wir bekommen haben“, sagte er in der Interview-Runde beim Lightroom-Gottesdienst. Er selbst habe die Gabe, in Notlagen „sehr gut zu funktionieren“, halte in den letzten 20, 30 Jahren aber immer auch Zwiesprache mit Gott. „Ich versuche, mich fallen zu lassen. Manchmal klappt es, manchmal nicht. Das muss man immer wieder probieren.“

„Ich bin nicht allein“

Auf die letzte der Interview-Fragen – „Hast du das Gefühl, dass Gott dich hört?“ – fiel die Antwort Christof Klemms knapp und umso wirkungsvoller aus. Aus voller Überzeugung sagte er schlichtweg „Ja!“

Dieses Vertrauen erfüllte den Kirchenraum. Carsten Sperling griff es auf. Gott sei keine Antwortmaschine oder himmlischer Algorithmus, sondern einfach da. „Leise. Geduldig. Mitten im Durcheinander. Vielleicht ist das Advent: nicht alles im Griff haben, aber spüren – ich bin nicht allein.“

Blick in die beleuchtete Abteikirche.

Der Gemeindereferent bestärkte die jungen Firmbewerber, die Kursleiter, denen Pastor Thomas Nal zum Start den Segen gab, und auch alle anderen Gäste im guten Gefühl des Vertrauens: „Vertrau dir. Such dich. Verlier dich nicht im Stimmengewirr da draußen.“ Gott sei immer schon dagewesen – „nicht irgendwo im Himmel, sondern mitten im Chaos. Bei dir.“

Menschen singen „Wunder geschehen“

Diesen Worten verlieh wie immer bei „Lightroom“ die Musik berührend Ausdruck. Yvonne Sperling (Gesang), Kira (Violine) und Ralf Westermann (Piano) gestalteten den Gottesdienst. Moderne Lieder wie „Ocean“ erfüllten den Kirchenraum und ließen die barocke Pracht zusammen mit der Beleuchtung in einem ganz anderen Licht erscheinen.

Die Kursleiterinnen und Kursleiter stehen in den Startlöchern zur Firmvorbereitung.

In Nenas „Wunder geschehen“ – einem weltlichen Hit mit Glaubensbotschaft – stimmten die Gäste zum Schluss gemeinsam ein. Und gaben den Firmbewerberinnen und Firmbewerbern den Rückenwind, der sie auf dem vor ihnen liegenden Weg begleitet.