Eine besondere Kostbarkeit der Ausstellung ist das Prager Evangeliar. Die Handschrift war im 10. Jahrhundert Teil der Bibliothek des Klosters Corvey. „Ob es dort auch entstand, ist bis heute unklar“, erläutern die Paderborner Ausstellungsmacher. „Die kostbare Handschrift wurde in jedem Falle zum Vorbild für die in Corvey aufblühende Buchmalerei-Schule.“ Jedem der vier Evangelien stehen Zierseiten voran. Um nicht zu lange dem Licht ausgesetzt zu sein, müssen die Seiten regelmäßig umgeblättert werden. Die Elfenbeintafel des Einbands war einst Teil eines Konsulardiptychons aus dem 5. Jahrhundert. Die Darstellung des Konsuls wurde im Mittelalter in eines des Apostels Petrus umgewandelt. Das Evangeliar kam wahrscheinlich schon im Jahr 973 als Geschenk ins neu gegründete Bistum in Prag, als der aus dem westfälischen Gebiet der Saxones stammende Mönch Detmar dort Bischof wurde. Die Handschrift wurde Teil des Schatzes im Prager Dom und im 14. Jahrhundert von Karl IV. zum Krönungsevangeliar für die böhmischen Könige bestimmt. Das Metropolitankapitel St. Veit in Prag hat das kostbare Evangeliar nach Paderborn entliehen.