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Orgel im Rampenlicht – Blue Church und Vesper zum Tag der Einheit

By 18. September 2025No Comments

Kirchenmusikalische Glanzlichter prägen den Herbst im karolingischen Westwerk und in der Abteikirche Corvey. Zuvor aber strahlt der Glanz der Internationalen Musiktage am Dom (IMAD) in Paderborn bis zum Welterbe am Weserbogen aus: Im Rahmen des hochkarätigen Festivals führt am Samstag, 20. September, eine Orgelfahrt durch die Region auch zur Königin der Instrumente in der Corveyer Klosterkirche.

Die Andreas-Schneider-Orgel in der Abteikirche Corvey. Fotos: Kirchengemeinde Corvey/Sabine Robrecht

Die Orgel des Höxteraner Orgelbaumeisters Andreas Schneider aus dem Jahr 1681 gehört zu den barocken Schätzen, die Hans-Hermann Jansen, Projektleiter des Netzwerks Klosterlandschaft OWL, und Kirchenmusikdirektor Professor Friedhelm Flamme zusammen mit einer Gruppe im Rahmen des IMAD-Festivals besuchen. Die Exkursion führt zunächst nach Lemgo (St. Marien) und dann nach Marienmünster. Führung und Orgelspiel in der Abteikirche stehen auf dem Programm.

Orgel umfassend restauriert

Professor Dr. Friedhelm Flamme ist bei der Expkursion im Rahmen des IMAD-Festivals dabei und gestaltet die Vesper zum Tag der Deutschen Einheit an der Orgel in Corvey mit.

Die nächste Station ist dann am frühen Nachmittag Corvey. Die Teilnehmenden besichtigen die Welterbestätte. Außerdem entfaltet die bedeutende Springladenorgel ihre Klangfülle. Sie war 2021 – also unmittelbar vor dem Jubiläumsjahr zum 1200-jährigen Bestehen Corveys – nach umfassender Restaurierung und Rekonstruktion an ihren exponierten Platz auf der von Engel-Atlanten getragenen Empore zurückgekehrt. Annähernd fünf Jahre lang hatte das Barockinstrument mit seinen 32 Registern und etwa 2000 Pfeifen geschwiegen. Und war in dieser Zeit bei der niederländischen Orgelbaufirma Flentrop in guten, erfahrenen Händen.

Dass sie so umfassend aufgearbeitet werden konnte, ist auch ein Verdienst des Fördervereins „Chorus“ zur Rettung der Orgel. Er hat 350.000 Euro Spendengelder gesammelt und darüber hinaus einen 300.000-Euro-Zuschuss der NRW-Stiftung akquiriert.

Diesem Engagement ist es mitzuverdanken, dass das Juwel in der mitteltönigen Stimmung in Anlehnung an seine Erbauungszeit erklingt. Dieses Alleinstellungsmerkmal hebt das Instrument in den Olymp der kostbaren Barockorgeln in Europa. Und auch die Schauseite macht die Andreas-Schneider-Orgel in Corvey angesichts der Form der erhaltenen Prospektpfeifen mit ihren Engelszungen unverwechselbar.

Auch der Orgelprospekt der Corveyer Barockorgel ist bedeutend.

Orgelkundliche Führung

Herausragend ist aber auch der Erhalt der Springladen-Technik: Nur noch wenige Orgeln werden in dieser Technik betrieben. Corvey gehört dazu. Viele gute Gründe also für den Besuch im Rahmen des IMAD-Festivals am Samstag.

Am Montag, 22. September, steht der Welterbestätte erneut eine orgelkundliche Führung ins Haus. Kirchenmusiker aus Norddeutschland besuchen die ehemalige Abteikirche und die Königin der Instrumente am Vormittag im Rahmen der „Orgelroute Ostwestfalen“.

Unter dieser Leitidee stellt ein Freundeskreis von Aktiven den Schatz bedeutender historischer Orgeln in Kirchen und (ehemaligen) Klöstern in Ostwestfalen ins Licht. „Instrumente, Musik, Liturgie, Architektur und Landschaft formen die Orgelkultur“, sagt Hans Hermann Jansen. Er und seine Mitstreitenden verbinden die Orgelorte, zu denen im Kreis Höxter die Welterbestätte Corvey, die Abteikirche Marienmünster und die Kilianikirche in Höxter sowie die Kirchen in Rheder (St. Katharina), Gehrden (St. Peter und Paul) und Borgentreich (St. Johannes Baptist) gehören. Sie alle beherbergen kostbare Orgeln von großem Denkmalwert.

Blue Church auf den Spuren der Komplet

In der Welterbestätte am Weserbogen endet der September kirchenmusikalisch mit einem spirituellen Angebot, das seit 2021 eine große Fangemeinde besitzt: die Blue Church. Dieses Format lädt im Johanneschor, dem liturgischen Zentrum der früheren Benediktinerabtei, zur Wiederentdeckung der Komplet ein. Mit diesem monastischen Abendgebet haben die Benediktinermönche in Corvey ein Jahrtausend lang jeden Tag beschlossen und ihn vertrauensvoll in Gottes Hand gelegt.

Hans Hermann Jansen bei einem der ersten Blue-Church-Abende.

Am Freitag, 26. September, können die Gäste um 21 Uhr dieser Gebetstradition und ihrer Glaubenstiefe nachspüren. „Von den Engeln“ ist die Blue Church im Johanneschor überschrieben. Beginn: 21 Uhr. Das Ensemble ColVoc Detmold-Leipzig gestaltet den Abend mit.

Ideengeber Hans Hermann Jansen kombiniert gemeinsam mit seinen Mitwirkenden auch jetzt wieder die benediktinische Komplet mit Lichtinszenierungen und zeitgenössischen Klanginterpretationen. Die Menschen sind eingeladen, den zurückliegenden Tag mit aller Mühsal in Gottes Hand zu legen – so wie es die Mönche es einst getan haben.

Vesper zum Tag der Einheit

Eine Woche später, am Freitag, 3. Oktober, öffnet die Abteikirche Corvey um 17 Uhr die Türen zur traditionellen Vesper zum Tag der Deutschen Einheit. Sie steht unter dem Leitwort „Begegnungen:  Demokratie – Dialog der Kulturen“.

Das Plakat für die musikalische Vesper zum Tag der Einheit und das Konzert in Blomberg,

Hans Hermann  Jansen und seine Mitstreitenden des Netzwerks Klosterlandschaft OWL stellen den in Corvey begrabenen Deutschlandlied-Dichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) in den Mittelpunkt. Mit dem Wunsch nach „Einigkeit und Recht und Freiheit“ war er zu seiner Zeit ein Verfolgter. „Seine Wünsche für ein positives gesellschaftliches Miteinander wurden später zur Nationalhymne und bleiben auch nach mehr als 175 Jahren aktuell“, so Jansen.

Mit der musikalischen Vesper in Corvey am 3. Oktober und einem Konzert am Sonntag, 5. Oktober, um 18 Uhr in der Blomberger Klosterkirche wollen die Verantwortlichen der Klosterlandschaft OWL Gemeinsamkeiten durch kulturelle Projekte stärken. Auf dem Programm stehen Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Anton Bruckner, Josef Haydn und Arvo Pärt (*1935).

Als Solistin wird Sopranistin Irina Trutneva zu hören sein. Die Vereinigten Chöre der Region werden durch Mitglieder des Detmolder Kammerorchesters begleitet. Die Gregorianik-Schola Marienmünster und Corvey und Professor Friedhelm Flamme, Orgel, gestalten die Vesper und das Konzert in Blomberg ebenfalls mit.

Der Eintritt ist frei, am Ausgang wird eine Kollekte zur Deckung der Unkosten gehalten. Die beiden Konzerte werden im Rahmen des Projekts „In Vielfalt und Offenheit“ in der ostwestfälischen Klosterlandschaft vom Ministerpräsidenten des Landes NRW und anderen Partnern wie dem LWL und der Verbund-Volksbank OWL gefördert.