„Lassen wir die Botschaft des Weihnachtsfestes in unser Herz. Nur so kann die Welt gerechter und friedvoller werden.“ Dieser aufrüttelnde Appell – ins Wort gebracht von Domvikar Dr. Rainer Hohmann – ist am Heiligen Abend vom Welterbe Corvey aus hinaus zu den Menschen gegangen.

Domvikar Dr. Rainer Hohmann zelebrierte die Christmette in Corvey zusammen mit Diakon Klaus Herbrand. Fotos: Kirchengemeinde Corvey/Sabine Robrecht
Der Paderborner Geistliche zelebrierte in der ehemaligen Abteikirche – einem beständigen Ort des Gebets seit mehr als 1200 Jahren – die festliche Christmette. Als gebürtigem Höxteraner ist die ehemalige Benediktinerabtei am Ufer der Weser für den Domvikar und Bereichsleiter Pastorales Personal ein Stück Heimat.
Friedenslicht angezündet
Zu Beginn der Eucharistiefeier entzündete er gemeinsam mit Diakon Klaus Herbrand und den Ministranten in der Laterne an der Krippe vor dem Nordseitenaltar das Friedenslicht aus Bethlehem. Pfadfinder tragen es alljährlich in die Welt. „Möge auch von dieser Krippe Frieden ausgehen für die Menschen in der Ukraine und für alle Völker, die im Krieg und in Unfreiheit leben.“ Hinter diesem Wunsch Dr. Hohmanns versammelte sich in der Klosterkirche eine große Gemeinde.

Die Hirten – jüngere wie ältere – ziehen wie selbstverständlich zum Stall, als sie von der Geburt des Kindes erfahren.
In seiner Predigt richtete der Geistliche den Blick auf die Hirten in der Krippe. Wie selbstverständlich gehen sie zum Stall, als sie erfahren, dass in einer Futterkrippe für Tiere ein Kind geboren wurde. „Sie tun, was zu tun ist – aus natürlicher Fürsorge und aus dem Instinkt heraus, sich des Lebens im eigenen Verantwortungsbereich anzunehmen.“ Wie diese Hirten, die in der Weihnachtsgeschichte des Lukas-Evangeliums keinen Namen haben, handele auch Jesus, „der gute Hirte schlechthin“, aus reiner Fürsorge und Liebe.
Die eigene Seele im Lot halten
Die Weihnachtsgeschichte komme mitten im Überdruss, in einer Zeit ständiger beängstigender Nachrichten von Machthabern wie Trump und Putin, zu den Menschen, richtete Rainer Hohmann den Blick auf die Bedrohungen des Weltgeschehens. Von den namenlosen Hirten an der Krippe, und vom neugeborenen Christus, könne die Kraft ausgehen, die eigene Seele trotzdem im Lot zu halten: nicht wegzuschauen, aber man selbst zu bleiben. Achtsam, solidarisch und aufmerksam für Unrecht, aber „kleine Gegenwelten pflegend, in denen das Herz auftanken kann“. Damit wir nicht resignieren, sondern mit immer wieder neuer Kraft von unserem Platz aus Frieden säen.
Krippe lädt zum Krafttanken ein
Eine dieser wohltuenden Gegenwelten ist die Krippe in Corvey, wie immer liebevoll arrangiert vom Küsterehepaar Helga und Johannes Gritzo. Vom zweiten Feiertag bis einschließlich Neujahr lädt sie täglich von 11 bis 16 Uhr zum Innehalten – und Krafttanken – ein.


