Mit einer Gedenk-Stele auf dem Friedhof in Corvey gegenüber der Marienkapelle erinnert die Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus an den Benediktinermönch Bruder Adelhard Gerke (1930 – 2017). Der gebürtige Höxteraner ist der ehemaligen Reichsabtei zeit seines Lebens eng verbunden gewesen und hat intensiv zum karolingischen Westwerk geforscht.
Der Ordensmann kannte die vielfältige Geschichte der Abtei, des Fürstbistums Corvey und der Klosteranlage bis ins kleinste Detail und hat seine Erkenntnisse in verschiedenen Publikationen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im karolingischen Westwerk erblickte er ein irdisches Abbild der himmlischen Stadt Jerusalem gemäß Kapitel 21 der Offenbarung des Johannes. Die wirkmächtige Vision dieser Himmelsstadt wird demnächst im Johanneschor – dem liturgischen Zentrum des Westwerks – erlebbar, wenn die reiche künstlerische Ausgestaltung dieses Sakralraums aus karolingischer Zeit mithilfe moderner Technologien ohne Eingriff in die fragmentarisch erhaltene Originalsubstanz neu erblüht.
Bruder Adelhard würde die Erschließung des Westwerks und auch die Vorbereitungen auf das 1200-jährige Bestehen Corveys 2022 sicher mit großem Interesse begleiten. Denn er liebte die ehemalige Reichsabtei und gab seine Begeisterung nicht nur in Veröffentlichungen gerne weiter: „Generationen von Novizen erinnern sich lebhaft an die Ausflüge mit Bruder Adelhard nach Corvey, wo er mit Liebe zum Detail über ‚sein‘ Corvey erzählen konnte“, erinnert sich der Konvent der Abtei Königsmünster in Meschede. Diesem Kloster gehörte der 1930 als Hugo Gerke in Höxter geborene Corvey-Kenner an.
Im April 1950 war Hugo Gerke in das damalige Priorat Königsmünster eingetreten. Die Jahre des Postulates und des Noviziates verbrachte er in der Abtei Münsterschwarzach. Bei der Aufnahme des Noviziates erhielt er den Namen des Abtes Adelhard von Corbie, des Gründers der Abtei Corvey. Am 13. Mai 1952 legte Bruder Adelhard die Zeitliche und am 23. Oktober 1955 die Ewige Profess ab.
Innerer Lebensmittelpunkt von Frater Adelhard blieb zeitlebens die Abtei Corvey. Mit großer Freude reiste er 2014 zum Fest anlässlich der Welterbe-Anerkennung des karolingischen Westwerks und der Civitas Corvey aus Meschede an. Die Feierlichkeiten vor Ort mitzuerleben, sei ein Höhepunkt in seinem Leben, sagte er damals. Mit der Gedenk-Stele aus Wesersandstein bewahrt die Kirchengemeinde ihm und seinen großen Verdiensten um Corvey nun ein ehrendes Andenken. „Diese Würdigung ist uns ein wichtiges Anliegen“, betonen Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek und der geschäftsführende Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Josef Kowalski.
Die Bronze-Plakette der Stele trägt den Text der Inschriftentafel an der Fassade des Westwerks, der einen Segenswunsch der damaligen Mönche für ihr neu gegründetes Kloster an der Weser ins Wort bringt: „Herr, umgib diese Stadt und lass deine Engel Wächter ihrer Mauern sein.“ Die Abtei Königsmünster macht auf ihrer Homepage und ihrem Instagram-Kanal auf die Gedenk-Stele für Bruder Adelhard aufmerksam: „Wir freuen uns, dass ihm durch die Stele nun in Corvey eine bleibende Erinnerung geschaffen wurde.“