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Jubiläumswein lädt ein zur Genuss-Zeitreise

By 15. Juni 2022März 6th, 2024No Comments

Karl der Große soll den „Gelben Orleans“ aus Frankreich an den Rhein gebracht haben. Und auch sein Sohn Ludwig der Fromme muss diese Rebsorte gekannt haben. Gut möglich also, dass auch den Benediktinermönchen des von Ludwig gestifteten Klosters Corvey dieser Wein geläufig war. Vor genau 1200 Jahren begannen sie ihr monastisches Leben an der Weser bei Höxter. Michael Rindermann nimmt diesen großen Jahrestag zum Anlass, einen Jubiläumswein zu präsentieren. Dieser soll, so die Idee, den Geschmack des Mittelalters – der Gründungszeit Corveys – treffen. Was liegt da näher als der „Gelbe Orleans“.

Katja Kaspers, Michael Rindermann und Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek präsentieren vor der mittelalterlichen Kulisse des Johanneschores den Wein Ludwigs des Frommen und der Benediktiner. Fotos: Kirchengemeinde Corvey/Sabine Robrecht

Dieser ist rechtzeitig vor Beginn der Feierlichkeiten in Höxter eingetroffen und im Corveyer Weinhaus erhältlich. Das Etikett zeigt nicht nur das Jubiläumslogo der Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus Corvey, sondern auch das stimmungsvolle Bildmotiv der Fahnen und Flyer, die von dem glanzvollen Ereignis künden. Das Motto „1200 Jahre Corvey – Wo der Himmel die Erde berührt“ ist ebenfalls ansprechend in Szene gesetzt. Der „Gelbe Orleans“ reiht sich also ein in die Bandbreite der Aushängeschilder dieses bedeutenden Jubiläums. Beim Vitusfest am Sonntag, 19. Juni, hat der edle Tropfen seinen ersten Auftritt: Die Gäste können den Wein Ludwigs des Frommen und der Benediktiner nach dem Festhochamt (Beginn 10 Uhr) und der Prozession beim Beisammensein im Domänenhof kosten.

Kenner der Corveyer Weingeschichte

Michael Rindermann ist es ein Herzensanliegen, sich in das 1200-jährige Bestehen der ehemaligen Reichsabtei einzubringen. Er war bis vor wenigen Jahren Inhaber des Corveyer Weinhauses und hat über Jahrzehnte hinweg akribische Nachforschungen zur Weingeschichte des Klosters angestellt.

„Ein Kloster ohne Wein ist nicht denkbar“, sagt der leidenschaftliche Weinhändler. Nicht nur zu liturgischen Zwecken war der Rebensaft nötig. „Ein Kloster war auch ein Beherbergungsbetrieb.“ Im Corvey des Mittelalters machten sogar Herrscher Rast und hielten Hoftage ab. „Die Abtei hatte also einen gehörigen Weinbedarf“, schlussfolgert Rindermann auch angesichts der großen Entourage.

Eigene Güter an Rhein und Mosel

Nach ersten Messwein-Importen aus dem Mutterkloster Corbie und gleichzeitigem Anbau innerhalb des Klosterbezirks bezogen die Mönche den Rebensaft von 843 an mehrere Jahrhunderte lang von eigenen Gütern an Rhein und Mosel. Später bauten die Benediktiner oberhalb der eigenen Haustür selber Wein an. Dieses Kapitel der Corveyer Weingeschichte, von dem die barocke Weinbergkapelle Zeugnis gibt, schreibt Michael Rindermann mit seiner Hände Arbeit fort: Dort, wo die Ordensmänner im 17. Jahrhundert einen letzten Versuch gestartet hatten, am Südosthang des Räuschenbergs hoch über dem Wesertal und mit Fernsicht auf Corvey, baut er seit Frühjahr 2009 wieder Weinstöcke an.

Der Wein Ludwigs des Frommen und der Benediktiner bereichert das Corvey-Jubiläum.

In seinem Geschäft, das er vor wenigen Jahren in jüngere Hände übergab, hatte Rindermann Weinproben zur Corveyer Weingeschichte angeboten. Für diese Geschmacks-Zeitreisen hatte er sich auf die Suche nach einer historischen Weinsorte gemacht, die den Geschmack des Mittelalters widerspiegelt. Der „Orleans“ hatte seit Anfang des 20. Jahrhunderts als verschollen gegolten. Bei seinem Besuch im Weingut Dr. Gietz im Rheingau entdeckte Michael Rindermann auf der Weinkarte diese verschwundene Urrebe, die Karl der Große der Legende nach an den Rein gebracht hat und die von Benediktiner- und Zisterziensermönchen angepflanzt wurde.

Schöne Fruchtausprägung und Mineralität

Zum Corvey-Jubiläum entfaltet sie nun wieder den Geschmack des Mittelalters. Dieser hat, wie Michael Rindermann und Katja Kaspers vom Corveyer Weinhaus es beschreiben, nicht die Aromenvielfalt, die nach der Reblaus entstanden ist. „Trotzdem hat er eine schöne Fruchtausprägung und Mineralität“, sind sich Katja Kaspers und Michael Rindermann einig. An der Rebsorte seien Züchtungseinflüsse vorbeigegangen, „weil die Vermehrung über die alten Stöcke gegangen ist“, erläutert Rindermann. Der „Gelbe Orleans“ sei also eine authentische „Genuss-Zeitreise in unser weinbauliches Kulturerbe“.

Als solche bereichert der Wein, dessen Etikett Michael Rindermann zusammen mit dem Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (GfW), Michael Stolte, gestaltet hat, das Jubiläum der Benediktinerabtei und heutigen Welterbestätte an der Weser. Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek kann sich gut vorstellen, sich vor dem Hintergrund der Geschichte Corveys auf das Geschmacksgefühl des Mittelalters einzulassen. Der Geistliche begrüßt die Initiative Michael Rindermanns als Reminiszenz an Corvey und seine klösterliche Geschichte.