AKTUELLJubiläum

Münze führt Gäste nach Corvey

By 29. Juni 2022März 6th, 2024No Comments

Erst war Corvey Thema seiner Abschlussprüfung im Studium der Kunstgeschichte. Die Sammlermünze zum 1200-jährigen Bestehen der Weserabtei brachte ihn nun beruflich mit dem Ort seines Prüfungsthemas in Berührung. Das einzige, was fehlte, war der persönliche Besuch. Den hat Timo Stingl vom Bundesverwaltungsamt jetzt auf Einladung des Initiators der Gedenkmünze, Ditmar Fischer, und Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek unternommen.

Ditmar Fischer (von links), Josef Kowalski, Willi und Beate Stingl und Hanno und Timo Stingl. Fotos: Kirchengemeinde/Sabine Robrecht

Aus Potsdam war Timo Stingl, der als Projektleiter die Herausgabe zahlreicher Gedenkmünzen betreut, ins Weserbergland gereist. Der Anlass war ein freudiger: Die Eltern des Münzexperten, Beate und Willi Stingl aus Eisleben, können auf 60 Ehejahre zurückblicken. Die Söhne Timo und Hanno „entführten“ das Jubelpaar zur Diamantenen Hochzeit auf eine gemeinsame Familienreise. Diese führte auch nach Corvey, wo Josef Kowalski, Kirchenvorstand und profunder Kenner der Geschichte der Benediktinerabtei, die Gäste führte und das Kloster in seiner großen Bedeutung als Leuchtturm der Christenheit in den Fokus rückte.

Josef Kowalski ist es bei seinen Führungen immer ein Anliegen, von der Seele dieses Ortes einen Eindruck zu vermitteln – ganz im Sinne Saint-Exupérys, der einmal konstatierte, dass man ein Bauwerk nicht verstehen könne, wenn man nur über seine Steine spricht. Man müsse seine Seele kennen.

Diese sei in Corvey das Christentum, betonte der Kirchenvorstand, das von dort aus seinen Weg nach Europa hinein fortsetzte – in den Norden bis hinauf nach Schweden und auch nach Südosten.  Das Kloster sei in seiner Blütezeit vom 9. bis ins 12. Jahrhundert aber auch ein Ort der Wissenschaft und Wirtschaftskraft und nicht zuletzt auch ein politisches Machtzentrum gewesen. Bis um 1200 herum habe es 100 bis 120 Herrscherbesuche gegeben. „Sie haben hier regiert.“ Vor dem Westwerk, dem Gesicht der Welterbestätte, beginnend, schlug Josef Kowalski bei seiner beeindruckenden Führung einen Bogen von den Anfängen Corveys bis in die Gegenwart, die geprägt ist vom großen Jubiläum.

Die Familie Stingl war von der Strahlkraft der Welterbestätte beeindruckt. „Das Westwerk ist ein Zeugnis karolingischer Baukunst, das man in dieser Qualität so nicht sieht“, sagte Timo Stingl. Mit Ditmar Fischer steht er in regem Austausch. Der leidenschaftliche Briefmarkensammler aus Stahle hatte 2016 angeregt, das Corvey-Jubiläum mit einer Sammlermünze zu würdigen. 2021 nun reichten 15 Künstlerinnen und Künstler ihre Entwürfe bei einem vom Bundesverwaltungsamt ausgelobten Einladungswettbewerb ein. Ein Preisgericht entschied sich für den Entwurf von Bastian Prillwitz aus Berlin. Das Bundeskabinett bestätigte kurz vor Weihnachten 2021 das Jury-Votum. Die Bundesregierung gibt die Münze im September heraus.

In den Gesprächen mit Timo Stingl erfuhr Ditmar Fischer eines Tages, welche Verbindung zwischen ihm und Corvey besteht. Mit dem persönlichen Besuch schloss sich nun der Kreis. Ditmar Fischer begrüßte den Gast und seine Familie mit dem Randspruch der 20-Euro-Sammlermünze, der zugleich auch das Motto des Jubiläums ist: „Wo der Himmel die Erde berührt“.