In der ehemaligen Abteikirche ist er 2007 gegründet worden, jetzt löste er sich an diesem geweihten Ort wieder auf: Der Förderverein „Chorus“ zur Rettung der bedeutenden Corveyer Barockorgel hat seine Mission erfüllt. Die Königin der Instrumente ist nach umfassender Restaurierung und Rekonstruktion aus der Fachwerkstatt der niederländischen Orgelbaufirma Flentrop zurückgekehrt und entfaltet seit mehr als einem Jahr auf der von Engelatlanten getragenen Empore wieder ihre erbauliche Klangfülle.
Das wäre ohne den Förderverein nicht möglich gewesen, konstatierten Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek und der geschäftsführende Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Josef Kowalski, bei der letzten Mitgliederversammlung von „Chorus“ das erfolgreiche Engagement der Aktiven. Der Verein hat Spendengelder in sechsstelliger Höhe gesammelt und darüber hinaus einen großen Zuschuss der NRW-Stiftung akquiriert. „Diese enorme Leistung ist nicht hoch genug zu würdigen“, verlieh Josef Kowalski der Wertschätzung der Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus Ausdruck.
Offenes Ohr und gebende Hand
Vorsitzender Hermann Doninger bezifferte die von den Aktiven eingeworbenen Mittel bei der Versammlung zur Vereinsauflösung: „Der Förderverein hat in den Jahren seit Gründung insgesamt fast 360.000 Euro zusammengetragen. Hinzu kommt selbstverständlich auch der durch den Förderverein akquirierte Betrag in Höhe von 300.000 Euro von der NRW-Stiftung. Ein Ergebnis, auf das wir als Mitglieder stolz sein können.“ Doninger verband diese Erfolgsbilanz mit dem Dank an alle Firmen, Institutionen, Privatpersonen und die NRW-Stiftung: „Sie alle hatten ein offenes Ohr und eine gebende Hand.“ Nur so sei es möglich gewesen, diese hohen Beträge zu generieren.
Der Vorsitzende dankte auch dem Heeresmusikkorps Kassel, dem Landespolizeiorchester des Landes NRW, den Blechbläsern „Lübsches Blech“ unter der Leitung des verstorbenen Christoph Gottlob und den „Living Voices“. „Sie haben Konzerte veranstaltet, bei denen insgesamt rund 20.000 Euro eingespielt wurden.“ Eine große Hilfe seien ihm in all den Jahren auch Architekt Albert Henne und Dekanatskirchenmusiker Jörg Kraemer gewesen, betonte Hermann Doninger. Als konstruktiv, zuverlässig und erfolgreich würdigte er die Zusammenarbeit mit Pfarrdechant Dr. Krismanek.
In seine Würdigung einbezogen hat der Vorsitzende auch die verstorbenen Wegbegleiter – unter ihnen der ehemalige Landrat Hubertus Backhaus, der den Verein mit ins Leben rief und als Gründungsvorsitzender leitete. Hermann Doninger führte das Vermächtnis seines Freundes nach dessen Tod 2012 fort. Sehr geschätzt habe er auch die Arbeit des langjährigen Schatzmeisters Johannes Mellwig († 2020) und des Bau-Beauftragten der Kirchengemeinde, Franz-Josef Beine († 2021). Sie alle hätten die Fertigstellung der Orgel leider nicht mehr erleben können.
Mitteltönige Stimmung
Der Abschluss der Restaurierung des 1681 von dem Höxteraner Orgelbaumeister Andreas Schneider geschaffenen Instruments ist mehr als ein Jahr her. Nach der Rückkehr der kostbaren Springladenorgel entsandte die Firma Flentrop für die Intonation zwei Fachleute, die gleichermaßen ausgewiesene Organisten und versierte Orgelbauer sind: Dick Koomans und Jan Spijker. In monatelanger akribischer Arbeit erweckten sie die alten und rekonstruierten Pfeifen zu dem Leben, das die Menschen seit der festlichen Orgelweihe durch Weihbischof Manfred Grothe am 12. Juni 2021 erbaut und erfreut. Die mitteltönige Stimmung in Anlehnung an die Erbauungszeit verleiht der Orgel mit ihren 32 Registern und etwa 2000 Pfeifen ein Alleinstellungsmerkmal.
Josef Kowalski erinnerte noch einmal an den Anlass der Restaurierung. 325 Jahre nach der Weihe der Orgel – es war der Martinstag 1683 gewesen – hätten Befunduntersuchungen ein erschreckendes Ergebnis gehabt: Bleifraß. „In dieser Zeit bedurfte es Persönlichkeiten, die eine Vision haben.“ Das seien die ehemaligen Pfarrdechanten Andreas Kurte und Ludger Eilebrecht ebenso gewesen wie Josef Risse (Kirchenvorstand) und Jörg Kraemer.
Josef Kowalski dankte ihnen allen für die „Initiative zur rechten Zeit“. Eine entscheidende Weichenstellung sei die Gründung des Fördervereins „Chorus“ gewesen. Ein großer Dank gebühre den Gründern und dem Vorsitzenden seit 2012, Hermann Doninger. Der Verein habe mit den Spenden und dem Zuschuss der NRW-Stiftung zwei Drittel der Kosten (968.000 Euro) gedeckt, ordnete Josef Kowalski das Erreichte als herausragend ein.
Dank des Vereins erklingt sie jetzt wieder, die hochbedeutende Corveyer Barockorgel. Auf viele Menschen hat sie seit ihrer Rückkehr auf die Empore den Eindruck gemacht, den Pfarrdechant Dr. Krismanek bei ihrer Weihe vor 15 Monaten in bewegende Worte gekleidete hatte: „Beim Klang einer Orgel kann sich ein Blick in den Himmel eröffnen.“ Zur Restaurierung hat die Kirchengemeinde eine Festschrift und eine CD herausgegeben. Beide runden dieses ambitionierte, erfolgreiche Gemeinschaftsprojekt zur Rettung der Orgel würdig ab.