Eine der kleinsten Kirchengemeinden Deutschlands besitzt ein Bau- und Kulturdenkmal von Weltrang und verhilft ihm erfolgreich zu neuer Blüte: Über diese ambitionierte Offensive für das karolingische Westwerk der ehemaligen Benediktinerabtei Corvey hat sich der neue Landrat Michael Stickeln zu Jahresbeginn eingehend ins Bild gesetzt. Er besuchte die Verantwortlichen der Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus Corvey und war nach dem Gespräch beeindruckt von ihren Planungen zur publikumswirksamen Erschließung des Westwerks. Mit seiner markanten Doppelturmfassade ist es das Gesicht des einzigen UNESCO-Weltkulturerbes in Westfalen.
Für dieses Juwel legte der Landrat ein klares Bekenntnis ab: „Das Welterbe Corvey ist ein Leuchtturm nicht nur für unseren Kreis, sondern auch darüber hinaus. Die Welterbestätte ist wichtig für die Menschen. Hier spreche ich für alle Bürgerinnen und Bürger des Kreises.“ Seinen ausdrücklichen Dank richtete Michael Stickeln an das Erzbistum Paderborn. Es steht der kleinen Kirchengemeinde in Corvey nachhaltig – auch finanziell – zur Seite und hat ein interdisziplinäres wissenschaftliches Kompetenzteam unter der Leitung des ehemaligen Direktors des Diözesanmuseums Paderborn, Professor Dr. Christoph Stiegemann, mit konservatorischen Maßnahmen im Westwerk und in der Abteikirche sowie mit der multimedialen Vermittlung der mittelalterlichen Klostergeschichte betraut.
Nummer eins unter den Kulturstätten
Der renommierte Kunsthistoriker und Ausstellungsmacher Professor Stiegemann kam mit dem neuen Landrat ebenso ins Gespräch wie der Leiter des Pastoralverbunds Corvey, Dr. Hans-Bernd Krismanek, der geschäftsführende Vorsitzende des Kirchenvorstandes der Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus, Josef Kowalski, und der neue Verwaltungsleiter des Pastoralverbundes, Marcus Beverungen. Professor Stiegemann hob die mit der Welterbe-Anerkennung verbundene Verpflichtung hervor, dieses Juwel einer breiten Öffentlichkeit in seiner Bedeutung zugänglich zu machen. Vor diesem Hintergrund engagiere sich das Erzbistum nachhaltig.
„Corvey ist die Nummer eins unter den Kulturstätten des Kreises Höxter und darüber hinaus und ein 1200 Jahre währendes Kontinuum christlichen Glaubens mit geistlich-kulturellen Auswirkungen für die Region. Dieses Kontinuum wollen wir weiter in die Zukunft tragen“, formulierte Josef Kowalski das Ziel aller gemeinsamen Anstrengungen. Der Beginn des großen Corvey-Jubiläums im September 2022 (die Gründung des Benediktinerklosters liegt dann genau 1200 Jahre zurück) und auch die in diesem Jahr bevorstehende Wiedereinweihung der restaurierten Springladen-Orgel der Abteikirche „werden wirkungsvolle Impulse für diesen Prozess sein“, ist der Kirchenvorstand überzeugt.
Jubiläumsplanungen vorgestellt
„Um Spannung aufzubauen und Vorfreude zu wecken, gleisen wir ein Vorprogramm zum Jubiläum auf“, erläuterte Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek. Dazu gehöre neben der Orgelweihe auch das Klosterfestival des Netzwerks Klosterlandschaft OWL. Hier sind er und seine Mitstreiter mit dem Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter, (GfW), Michael Stolte, im Gespräch. Die Zusammenarbeit mit Michael Stolte und seinem Team sei nicht nur in dieser Frage hervorragend, betonten die Verantwortlichen der Kirchengemeinde.
Erster Höhepunkt des Jubiläums soll möglichst genau 1200 Jahre nach der Klostergründung im September 822 die Eröffnung der fesselnden, auch emotional berührenden multimedialen Erlebnisreise durch die mittelalterliche Geschichte dieses einstigen Missionszentrums im Westwerk eröffnet werden. Für das Landesgartenschau-Jahr 2023 dann konzipiert Professor Stiegemann eine Jubiläumsausstellung, die sich der Barockzeit widmet. Beginnend mit dem Wiederaufbau des Klosters nach den verheerenden Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges unter der Ägide des vom Papst beauftragten Administrators Christoph Bernhard von Galen (Münster) soll sich in den Räumen des Schlosses ein „goldenes Zeitalter“ entfalten, das „mit enormer Schubkraft für die Region verbunden war“, so Professor Stiegemann.
„Wir als Kreis stehen an Ihrer Seite”
Vom 1200-jährigen Bestehen des Bistums Paderborn 1999 weiß der renommierte Wissenschaftler, dass große Jubiläen eine langanhaltende Begeisterung und ein enormes Potenzial an Initiativen freisetzen. „Das hoffe ich auch für Corvey.“ Landrat Michael Stickeln ist überzeugt, dass der Funke überspringt: „Die Energie, die das Jubiläum freisetzt, ist jetzt schon spürbar. Wir als Kreis stehen an Ihrer Seite. Wir gehen das gemeinsam an.“
Neben dem Jubiläumsprogramm und der Multimedia-Installation plant die Kirchengemeinde zusammen mit dem herzoglichen Haus auch die barrierefreie Erschließung des Johanneschores. Auch über dieses Vorhaben kamen der Pfarrdechant und seine Mitstreiter mit Landrat Stickeln ins Gespräch. Mit dem herzoglichen Haus arbeitet die Kirchengemeinde bei der Realisierung dieses Projekts sowie auch im Hinblick auf die Jubiläumsausstellung und in der Frage einer gemeinsamen Ticketstruktur für Schloss, Kirche und Westwerk eng zusammen.