AKTUELL

Konzert zu Ehren der Orgel

By 7. September 2021No Comments

Der Förderverein „Chorus“ zur Rettung der Barockorgel in Corvey hat wesentlich dazu beigetragen, dass die kostbare Königin der Instrumente nach umfassender Restaurierung und Rekonstruktion an ihren angestammten Platz zurückgekehrt ist. Mit einem Musikereignis der besonderen Art erklang jetzt der Schlussakkord der so erfolgreichen Vereinsarbeit: Die Kammermusikensembles des Heeresmusikkorps Kassel gastierten vor der prachtvollen Kulisse der ehemaligen Abteikirche zum letzten Konzert, das der Orgel-Förderverein „Chorus“ veranstaltet hat.

Das Kammerkonzert des Heeresmusikkorps Kassel in der ehemaligen Abteikirche hat die Zuhörerinnen und Zuhörer beeindruckt.   Foto: Sabine Robrecht

Die Musikerinnen und Musiker des Heeresmusikkorps sind mit dem Förderverein und der Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus freundschaftlich verbunden: Im Oktober 2017 gastierte das Gesamt-Orchester unter der Leitung von Oberstleutnant Tobias Terhardt zur Unterstützung der Orgelsanierung vor 600 Zuschauern in der Stadthalle Beverungen. Die Kammerensembles gestalteten   dann im Dezember 2018 ebenfalls auf Initiative von „Chorus“ ein Benefizkonzert in der St.-Peter-und-Paul-Kirche in Höxter. Mit dem nun zweiten Kammerkonzert – diesmal vor Ort in der Welterbestätte – schloss sich an diesem spätsommerlichen September-Abend der Kreis. Und es trat das ein, was Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek sich schon 2017 in Beverungen gewünscht hatte: Als der Geistliche damals den Chef des Orchesters, Oberstleutnant Tobias Terhardt, kennenlernte, erfuhr er, dass dieser Organist ist. „Ich habe gesagt, dass wir uns freuen würden, ihn an der restaurierten Orgel in Corvey zu hören.“

Dieser Wunsch ging nun in Erfüllung. Oberstleutnant Terhardt ließ beim Konzertabend zum Abschluss der „Chorus“-Vereinsarbeit die Königin der Instrumente erklingen – erhebend, erbaulich, zu Herzen gehend. Das „Hosannah“ von Franz Liszt für Posaune und Orgel untermauerte das Bewusstsein dafür, dass die ehemalige Abteikirche mit dieser so bedeutenden Springladen-Orgel ein wahres Juwel beherbergt.

Blick auf die großen Prospektpfeifen der Orgel.

Dass dieses Juwel wieder glänzen und in seinen besonderen Klangfarben erstrahlen soll, hatte sich der 2007 gegründete Förderverein auf die Fahnen geschrieben. Ohne ihn wäre die Sanierung nicht zu stemmen gewesen, würdigen die Verantwortlichen der Kirchengemeinde. Der Verein hat mehr als 350.000 Euro Spendengelder generiert und darüber hinaus einen 300.000-Euro-Zuschuss der NRW-Stiftung akquiriert. Beim Abschlusskonzert mit den Kammermusikensembles des Heeresmusikkorps legte Vorsitzender Hermann Doninger den Fokus auf die von den Aktiven organisierten Benefizkonzerte. Das Landespolizeiorchester NRW, das Heeresmusikkorps Kassel, der Höxteraner Gospelchor „Living Voices“, das Blechbläserensemble „Lübsches Blech“ aus Lübeck und auch das Sinfonische Blasorchester Höxter haben für die Rettung der Orgel musiziert. „Wir haben mit diesen Konzerten fast 25.000 Euro Einnahmen erwirtschaftet“, bilanzierte Hermann Doninger. „Das war aber nur möglich, weil alle Musiker kostenlos aufgetreten sind. Dafür möchte ich ihnen meinen herzlichen Dank aussprechen.“

Die Gäste aus Kassel hörten diesen Dank, der auch ihnen galt, direkt. Sie hatten für das Abschlusskonzert ein ansprechendes Programm mitgebracht und formierten sich vor der prächtigen Barockkulisse zu verschiedenen Ensembles. Das Blechbläserensemble überzeugte ebenso mit großem Können wie das Flötenquartett, das Klarinettenensemble und die Solisten. Als die Musiker schließlich gemeinsam die Europahymne (Ode an die Freude) aus Beethovens neunter Symphonie intonierten, leuchtete die große Strahlkraft Corveys auf. Die ehemalige Reichsabtei hatte, wie der geschäftsführende Vorsitzende des Kirchenvorstands, Josef Kowalski, immer betont, in der Zeit vom 9. bis Anfang des 12. Jahrhunderts einen impulsgebenden Anteil an der Europawerdung und der Entstehung des christlichen Abendlandes.

An diesem bedeutenden Ort zu konzertieren, sei für die Musiker ein besonderes Erlebnis gewesen, resümierte der Leiter der Kammermusikensembles, Oberstabsfeldwebel Andreas Alschinger. Das Publikum war hingerissen und verabschiedete die Ensembles nicht ohne Zugabe und mit stehenden Ovationen.