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Kirchengemeinde trauert um Klaus Töpfer

By 11. Juni 2024No Comments

Wenn wir an die Welterbeanerkennung Corveys vor zehn Jahren zurückdenken, dann ist die Erinnerung immer auch mit Höxters Ehrenbürger Professor Dr. Klaus Töpfer verknüpft. Er hat sich um die Aufnahme des Weserklosters in das Erbe der Menschheit verdient gemacht. Kurz vor dem zehnten Jahrestag ist Klaus Töpfer jetzt im Alter von 85 Jahren verstorben. Die Nachricht erfüllt uns mit tiefer Trauer.

Frank-Walter Steinmeier, damals Außenminister, übergab im Mai 2015 die offiziellen Urkunden zur Anerkennung Corveys als Weltkulturerbe. Klaus Töpfer (rechts) hatte sich intensiv für den Welterbetitel eingesetzt. Im Bild auch der damalige Bürgermeister Alexander Fischer.

Frank-Walter Steinmeier, damals Außenminister, übergab im Mai 2015 die offiziellen Urkunden zur Anerkennung Corveys als Weltkulturerbe. Klaus Töpfer (rechts) hatte sich intensiv für den Welterbetitel eingesetzt. Im Bild auch der damalige Bürgermeister Alexander Fischer.

Klaus Töpfer war seiner Zeit voraus. Er hat zur Nachhaltigkeit aufgerufen, als Umwelt- und Klimaschutz noch lange nicht en vogue waren. Mit Weitsicht und Überzeugungskraft setzte sich der Verstorbene für die Bewahrung der Schöpfung ein: als Bundesminister, als Exekutivdirektor des UNO-Umweltprogramms und als gefragter Ratgeber, der er bis zuletzt international war.

Impulsgeber für Bewahrung der Schöpfung

Sein Einsatz für die Schöpfung fußt auf seinem tiefen Glauben – auf dem Paulus-Brief, in dem es heißt: »Denn die ganze Schöpfung harrt der Erlösung«. Diese Bibelstelle sei ihm Leitfaden gewesen, sagte Professor Töpfer, als er im September 2019 an seiner früheren Wirkungsstätte, dem Plenarsaal des Bundestages in Bonn, mit dem NRW-Staatspreis ausgezeichnet wurde. Wir Menschen seien Teil dieser Schöpfung, von der Paulus sprach. Und mithin für sie verantwortlich.

Für dieses Bewusstsein war der Ehrenbürger Höxters auf internationalem Parkett und auch zu Hause, an der Weser, ein charismatischer Impulsgeber. Klaus Töpfer war Weltbürger und zugleich heimatverbunden. Nahbar, mitmenschlich, zugewandt, bodenständig.

Zeit in Doha unvergessen

In seine Liebe zu Höxter und zur Region schloss er selbstverständlich das unvergängliche Corvey ein. Für den Aufstieg des Weserklosters in den Kreis der Welterbestätten hat der Verstorbene sich beherzt eingesetzt. Im Golfstaat Katar war er am 21. Juni 2014 bei der entscheidenden Sitzung der Delegierten des UNESCO-Komitees dabei und brachte den Titel für das karolingische Westwerk und den als Bodendenkmal erhaltenen mittelalterlichen Klosterbezirk, die Civitas, Seite an Seite mit dem damaligen Pfarrdechanten Ludger Eilebrecht und Viktor Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey mit nach Hause.  „Unvergessen bleibt die gemeinsame Zeit in Doha vor zehn Jahren. Direkt am Abend der Entscheidung haben wir darauf angestoßen und die Freundschaft vertieft“, sagt Ludger Eilebrecht in Trauer um Klaus Töpfer. „So bin ich in diesen Tagen umso mehr mit dem Herzen in Höxter.“

Screenshot von der entscheidenden Sitzung am 21. Juni 2014 in Dohar: Der ehemalige Bundesminister und Ehrenbürger Klaus Töpfer (von links), Viktor Herzog von Ratibor und Corvey, Dr. Birgitta Ringbeck und Pfarrdechant Ludger Eilebrecht (rechts) sind nach dem einhelligen Votum überwältigt vor Freude.

Diese Trauer empfinden auch der heutige Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek, Kirchenvorstand Josef Kowalski und viele, viele Menschen in Höxter und Umgebung. Die Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus würdigt die großen Verdienste Töpfers um die Welterbeanerkennung und schaut, so Dr. Krismanek, auch voller Dankbarkeit auf die Jahre danach zurück: „Klaus Töpfer hat die Umsetzung unserer Planungen immer wohlwollend begleitet und uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden.“

Corvey bis zuletzt verbunden

Bis zuletzt ist der ehemalige Bundesminister dem Welterbe am Weserstrand verbunden geblieben, begleitete auch das Jubiläumsjahr zum 1200-jährigen Bestehen des Klosters und machte die Menschen in Gesprächen immer gern mit der Bedeutung und Strahlkraft dieses Leuchtturms der Christenheit vertraut. Corvey strahle in den Kreis hinaus, sagte Klaus Töpfer im Herbst 2022 in einem Gedankenaustausch mit dem Förderverein für die Landesgartenschau in Höxter. Das erfolgreiche Großevent 2023 verband die Altstadt, die Weser und das Welterbe. Noch heute ist Corvey mit dem wunderschönen Remtergarten Publikumsmagnet des Huxarium Gartenparks.

Als Josef Risse (6. von links) nach der Ansgar-Vesper 2023 für sein 18 Jahre währendes engagiertes Wirken im Kirchenvorstand mit der ersten Corvey-Verdienstmedaille ausgezeichnet wurde, gehörte Professor Dr. Klaus Töpfer (5. von rechts) zu den Ehrengästen.

Der ehemalige Bundesminister gehörte zu den Botschaftern der Landesgartenschau. Und rückte Corvey auch in diesem Kontext als prägend für die Region ins Bewusstsein der Menschen. Wer sich mit der Geschichte umliegender Orte beschäftige, lande in Corvey. Die Strahlkraft der 822 gegründeten Abtei habe aber auch bis weit in den Norden gereicht, verwies der Ehrenbürger auf den heiligen Ansgar, dessen erfolgreiche Missionsreisen von Corvey aus bis nach Skandinavien führte.

Ehrenplatz in den Herzen der Menschen

Klaus Töpfer wird fehlen. In Corvey und auch in Höxter – der Stadt, in der er nach der Vertreibung aus Schlesien 1945/46 mit seiner Familie eine Heimat fand. Diese Heimat – auch unser Corvey – hat ihm viel zu verdanken. In den Herzen der Menschen hat Höxters Ehrenbürger einen Ehrenplatz.