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Erlebnis Kloster: Tagung endet mit Exkursion nach Corvey

By 14. September 2021No Comments

„Erlebnis Kloster – Klosterkultur und Museum“: Unter diesem Leitwort haben vom 8. bis 11. September im Kloster Dalheim die Fachtage Klosterkultur gestanden. Die international besetzte Tagung endete mit einer Exkursion zum karolingischen Westwerk Corvey.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung „Erlebnis Kloster – Klosterkultur und Museum“ besuchten das Wellterbe Westwerk Corvey. Fotos: Sabine Robrecht

An der Welterbestätte am Weserstrand sind Wissenschaftler mehrerer Fachdisziplinen zurzeit dabei, aus annähernd 1200 Jahre alten, fragmentarisch erhaltenen Wandmalereien ein „Erlebnis Kloster“ zu schaffen. Wie – das erläuterten der Direktor des Diözesanmuseums Paderborn, Dr. Holger Kempkens, und Annika Pröbe M.A. vom wissenschaftlichen Kompetenzteam zur didaktischen Erschließung des Westwerks den Teilnehmern der Tagung vor Ort. Mit Hilfe moderner Technologien werden die Fachleute die in Corvey erhaltene Architektur der Karolingerzeit ebenso zum Sprechen bringen wie die Ausmalung des Johanneschores und die Bedeutung etwa der berühmten Odysseus-Szene, die neben weiteren Alleinstellungsmerkmalen den Ausschlag für die Welterbe-Anerkennung gegeben hat. Mit Tablets werden die Gäste am authentischen Ort – und ganz bewusst nur dort – auf Spurensuche gehen und den Johanneschor in seiner befundbasiert rekonstruierten ursprünglichen Ausgestaltung erleben können.

Sie sehen dann auch (auf dem Bildschirm) die sechs lebensgroßen Stuckfiguren, die von mehreren Arkadenzwickeln des Johanneschores aus über den Sakralraum wachten und von denen noch heute Original-Vorzeichnungen (Sinopien) künden. Die Figuren sind als Beleg für die Produktion von Großplastik aus karolingischer Zeit nördlich der Alpen hochbedeutend und stellen Corvey mithin in einen internationalen Kontext großer Erinnerungsorte. Wen sie darstellen sollten – ob es Heilige oder andere besondere Persönlichkeiten waren –,   bleibt rätselhaft, erläuterte Dr. Kempkens während der Führung mit den Tagungsteilnehmern. Die von den Figuren erhaltenen Stuckfragmente geben auch keine Hinweise.

Der Johanneschor hat die Gäste beeindruckt.

Gefunden worden waren sie in den 1960er Jahren. Die große Corvey-Forscherin und Entdeckerin der Sinopien, Hilde Claussen, konnte die Stuckreste den Vorzeichnungen zuordnen. Annika Pröbe informierte die Tagungsgäste, dass 35 der Stuckfragmente vor kurzem beim Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD in Darmstadt mittels automatisierter Photogrammetrie dreidimensional gescannt worden sind (wir berichten in dieser Rubrik). Dann erläuterten sie und Dr. Kempkens das Bildprogramm des Johanneschores und zeigten den Besuchern auch die Original-Inschriftentafel auf der Westempore, von der an der Außenfassade des Westwerks eine Kopie an die frühe Klosterzeit erinnert und auch an den Wunsch der ersten Mönche, Gott möge die Civitas, den Klosterbezirk, behüten.

Didaktisches Konzept beeindruckt Gäste

Die Führung der Gäste schloss auch die barocke Abteikirche ein. Die bau- und kunsthistorischen Erläuterungen fanden regen Zuspruch. Beeindruckt waren die Besucher auch vom didaktischen Konzept für die Erschließung des Westwerks. Annika Pröbe und Dr. Kempkens luden alle Teilnehmer dazu ein, das Westwerk nach der Fertigstellung der multimedialen Installationen wieder zu besuchen.

Digitales Angebot zum Tag des offenen Denkmals

Am Sonntag, 12. September, haben wir uns mit einem digitalen Abrufangebot am Tag des offenen Denkmals beteiligt. In dem knapp zehnminütigen Filmbeitrag berichten wir über die Besonderheiten Corveys und über die Fortschritte bei den umfassenden restauratorischen Arbeiten.