Jubiläum

Feierlicher Militärgottesdienst zum Corvey-Jubiläum

By 28. Oktober 2022März 6th, 2024No Comments

Von einem Ort wie Corvey kann nach 1000 Jahren benediktinischen Lebens und Wirkens in Verbindung mit beständiger Gottsuche der Mönche eine Vergewisserung dafür ausgehen, „sich selbst unbedingt für die Würde des Menschen, für seine Freiheit und für das Recht einzusetzen“.

Der Katholische Militärbischof für die Bundeswehr, Dr. Franz-Josef Overbeck aus Essen, zelebrierte den Gottesdienst in der ehemaligen Abteikirche. Foto: ABC-Abwehrbataillon 7

Auf diese ermutigende Ausstrahlung der heutigen Welterbestätte richtete der Katholische Militärbischof für die Bundeswehr, Dr. Franz-Josef Overbeck aus Essen, Ende Oktober 2022 in der ehemaligen Abteikirche den Blick von 120 Soldatinnen und Soldaten sowie zivilen Gästen aus Politik und Gesellschaft. Sie alle waren der Einladung des ABC-Abwehrbataillons 7 und der Katholischen Militärseelsorge zum festlichen Militärgottesdienst im Rahmen des 1200-jährigen Bestehens der Weserabtei gefolgt.

Beitrag der Bundeswehr zum Jubiläum

Das Pontifikalamt mit Bischof Overbeck war ein willkommener Beitrag des ABC-Abwehrbataillons 7 zum Corvey-Jubiläum und unterstrich die Verbundenheit der Bundeswehr mit dem Standort Höxter. Bataillonskommandeur Oberstleutnant Michael Gorzolka war es ein Anliegen, dass die Soldatinnen und Soldaten das Weltkulturerbe in seiner Bedeutung als Leuchtturm der Christenheit und Kraftort des Glaubens erleben. Dazu boten der Gottesdienst in der ehemaligen Abteikirche und der anschließende Gedankenaustausch bei klassischer Erbensuppe aus der Feldküche im Schlossrestaurant eine gute Gelegenheit.

120 Soldatinnen und Soldaten feierten das Pontifikalamt zum Corvey-Jubiläum mit. Foto: ABC-Abwehrbataillon 7

Neben den Soldatinnen und Soldaten aus der heimischen General-Weber-Kaserne waren auch Abordnungen der umliegenden Standorte und Liegenschaften aus Augustdorf, Auenhausen und Holzminden beim Pontifikalamt anwesend. Namenhafte Gäste aus Politik und Gesellschaft, unter ihnen der ehemalige Bundesminister und heutige Ehrenbürger Höxters, Professor Dr. Klaus Töpfer, bekräftigten das gute Miteinander zwischen den Menschen der Region und den Bürgerinnen und Bürgern in Uniform.

Benediktsregel als Kompass

Die ehemalige Abteikirche hat selten so viele Uniformierte wie an diesem Festtag im Rahmen des Jubiläumsjahres gesehen. Ein Blechbläserensemble des Luftwaffenmusikkorps aus Münster gestaltete das Pontifikalamt mit und unterstrich die Festlichkeit des Tages.

Militärbischof Dr. Overbeck zeigte in seiner Predigt tiefgreifend auf, dass die Benediktsregel, nach der die Mönche in Corvey lebten, auch in einem nicht klösterlichen Kontext noch heute ein Kompass sein kann. „Es gilt, Gott zu suchen, ihn erfahren zu wollen, sich von ihm berühren zu lassen und aus ihm und mit ihm zu leben.“ Für diese „lebensprägende Formel, die uns für unser christliches Leben Halt und Gehalt schenkt“, stehe Corvey.

Der Militärgottesdienst unterstrich die Verbundenheit des ABC-Abwehrbataillons mit dem Standort Höxter und dem Welterbe Corvey. Foto: ABC-Abwehrbataillon 7

Gott suchen – dies gelte heute mehr denn je angesichts des Strukturwandels, der eine lange und prägende Zeit der Volksreligiosität in eine andere Ära überführe. Da klassische Klöster immer weniger die Kultur prägen, werde das praktische Alltagsleben mehr und mehr zum Ort, „an dem wir Gott suchen, um auf ihn zu hören und mit ihm zu leben“, betonte Bischof Overbeck.

Gottesbezug ist normgebend

Der Gottesbezug, von dem Christen leben, sei normgebend und könne Beispiel sein für ethisch bestimmte Haltungen. Mit dieser Aussage schlug der hohe Würdenträger einen Bogen zum Friedensdienst der Soldatinnen und Soldaten. Angesichts der hohen Komplexität der gegenwärtigen Welt, vor allem aber in den Auseinandersetzungen, die der Krieg Russlands gegen die Ukraine mit sich bringe, werde deutlich, dass dies ohne einen ethischen Kompass nicht möglich sei. „Es muss uns klar bleiben, dass in einem solchen Konflikt das Recht über die Stärke der Gewalt siegen muss“, mahnte der Bischof in seiner Predigt. „Nicht die Gewalt darf das letzte Wort haben, sondern das Recht. Das Recht speist seine Normativität aus dem letztlich Unverfügbaren, dass nämlich die Würde des Menschen unantastbar ist und damit auch die Frage der Regierungsweise von Rechtsstaatlichkeit und einer ethischen Ordnung, die Macht relativieren kann, davon auszugehen hat.“

Dafür stehe die Demokratie ein. Und die ethisch bestimmten Haltungen auf Grundlage des Gottesbezuges seien nicht nur für das Militär, sondern für alle Menschen von Bedeutung, die davon überzeugt sind, dass das Recht eine größere Kraft hat als die Stärke der Waffen.

Bogen vom Jahr 822 in die Gegenwart gespannt

In Corvey schlage er den mutigen Bogen vom Jahr 822 ins Jahr 2022 und von den Intentionen Kaiser Karls des Großen und Kaiser Ludwigs des Frommen in die heutige Zeit, „um deutlich zu machen, in welchem geschichtlichen und geistesgeschichtlichen weiten Bogen wir an dieser Stelle den Atem der Geschichte und die Verpflichtung, im Heute zu leben, verbinden können“, resümierte Bischof Overbeck am Ende seiner Predigt.

Bataillonskommandeur Michael Gorzolka begrüßte Bischof Overbeck in Corvey. Foto: ABC-Abwehrbataillon 7

Bischof Overbeck bei seinem Grußwort im Rahmen des Empfangs. Foto: ABC-Abwehrbataillon 7

Die Worte des Bischofs klangen über das Ende dieses denkwürdigen Gottesdienstes in der Abteikirche und des sich anschließenden Empfanges hinaus nach. Corvey als Bezugspunkt für einen staatstragenden, christlich basierten Wertekompass zu betrachten, lässt das Weserkloster zu einem Bollwerk der so schützenswerten freiheitlich demokratischen Grundordnung werden. In diesem Sinne kann dieser charismatische Ort in politisch unruhiger Zeit als Kraftquelle für alle Menschen dienen, denen unser Grundgesetz und sein friedensstiftender, auf dem christlichen Menschenbild basierender Artikel 1 am Herzen liegt. „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“