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Auf den Spuren der Seele Corveys

By 3. September 2022No Comments

Das ABC-Abwehrbataillon 7 hat eine enge Verbundenheit zum Standort und seinen Einrichtungen sowie vor allem auch zu den Bürgerinnen und Bürgern. Diese Einbindung in die Öffentlichkeit der Garnisonstadt gehört, so Kommandeur Oberstleutnant Michael Gorzolka, zur Identität des Verbandes und war jetzt Antriebsfeder für eine Offizierweiterbildung an geschichtsträchtiger Stätte: 19 junge Führungskräfte lernten das Weltkulturerbe Corvey in seiner Bedeutung, Substanz und Seele kennen.

Die Gäste der Bundeswehr mit Josef Kowalski (links). Fotos: Kirchengemeinde Corvey/Sabine Robrecht

Prädestiniert für diese Weiterbildung war der geschäftsführende Vorsitzende des Kirchenvorstandes der Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus Corvey, Josef Kowalski. Er ist nicht nur profunder Kenner der Geschichte Corveys, sondern war vierzig Jahre bei der Bundeswehr, lange im hohen Rang eines Brigadegenerals, tätig. Seit seiner Pensionierung 2008 pflegt der heute 76-Jährige freundschaftliche Kontakte zum ABC-Abwehrbataillon.

Jetzt war es ihm natürlich eine besondere Freude, die jungen Offiziere im Rahmen ihrer Weiterbildung mit dem vertraut zu machen, was ihm so sehr am Herzen liegt: der Substanz und Seele Corveys. Mit Blickkontakt zur markanten Doppelturmfassade des karolingischen Westwerks schilderte Josef Kowalski eindringlich, was diese Steine zu erzählen haben. Sie künden von der Mission, mit der die Benediktinermönche vor 1200 Jahren aus dem westfränkischen Corbie an die Weser gekommen waren. Die Ordensmänner wollten für den christlichen Glauben – für die Kernbotschaft der Gottes- und Nächstenliebe – ein strahlkräftiges Zentrum errichten. Dieses schufen sie. Und mit ihm ein Zentrum für Bildung und Wissenschaft, ein Wirtschaftsunternehmen und ein politisches Machtzentrum. 100 bis 120 Herrscherbesuche sind für die Blütezeit vom 9. bis ins 12. Jahrhundert   bezeugt.

Von der christlichen Substanz und Seele der ehemaligen Benediktinerabtei und heutigen Welterbestätte vermittelte der Rundgang mit Josef Kowalski den jungen Offizieren lehrreiche Eindrücke. Die Spiritualität dieses Glaubensortes, der bald im Licht seines 1200-jährigen Bestehens strahlt, war ebenfalls spürbar. Aber auch Hoffmann von Fallersleben, der nach der Klosterzeit Bibliothekar in Corvey war und auf dem Friedhof hinter der Abteikirche begraben liegt, gehört zu den Persönlichkeiten, denen die Offiziere bei ihrer Fortbildung nachspürten. Der Weg führte sie dann in die ehemaligen Konventgebäude, die heute das Eigentum des Herzogs von Ratibor und Fürsten von Corvey sind, mit dem prächtigen Kaisersaal, den Prunk- und Wohnräumen aus dem 18. und 19. Jahrhundert und der fast 75.000 Bände umfassenden Fürstlichen Bibliothek.

So lernten die jungen Führungskräfte ihren Standort von einer besonderen Seite kennen – und behalten Corvey in bester Erinnerung. Begleitet wurden sie auch von der Geistlichkeit, dem evangelischen Militärpfarrer Ralf Jung und Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek.

Die Verbundenheit zur Welterbestätte ist dem Kommandeur, Oberstleutnant Michael Gorzolka, ein Anliegen. „Wir haben als Bataillon ein hohes Interesse an Höxter und Corvey und bringen uns mit einem Soldatengottesdienst Ende Oktober ins Jubiläumsprogramm zum 1200-jährigen Bestehen der ehemaligen Benediktinerabtei ein“, kündigt er an. Die gute Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen in Corvey „schätzen wir sehr“. Auch bei der Landesgartenschau will die Bundeswehr Präsenz zeigen.

Die Gruppe vor dem karolingischen Westwerk.