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Aufbruch und Beständigkeit

By 7. April 2022April 9th, 2022No Comments

Die Welterbestätte Corvey ist auf dem Weg in eine besondere Zeit: Vom 25. September an steht die ehemalige Benediktinerabtei im Licht der Feierlichkeiten anlässlich ihres 1200-jährigen Bestehens. Von der Dynamik der Aufbruchsstimmung ins Jubiläumsjahr und der wohltuenden Beständigkeit dieses besonderen Glaubensortes haben sich auf Initiative des Landtagsabgeordneten Matthias Goeken (CDU) zwei hochrangige Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche in Nordrhein-Westfalen ein Bild gemacht. Dr. Antonius Hamers, Leiter des Katholischen Büros NRW, und Oberkirchenrat Rüdiger Schuch, Chef des Evangelischen Büros NRW, besuchten das Weserkloster.

Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek (links), Kirchenvorstand Josef Kowalski (rechts) und der Direktor der Herzog von Ratibor’schen Generalverwaltung, Michael Funk (2, von rechts), begrüßten den Leiter des Katholischen Büros NRW, Dr. Antonius Hamers (2. von links), seinen evangelischen Amtskollegen Rüdiger Schuch (3. von links) und den heimischen Landtagsabgeordneten Matthias Goeken. Fotos: Kirchengemeinde/Sabine Robrecht

 Vom karolingischen Westwerk bis hin zur Fürstlichen Bibliothek mit ihren 75.000 Bänden verschafften sich die Gäste beim Rundgang mit Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek, dem geschäftsführenden Vorsitzenden des Kirchenvorstands der katholischen Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus, Josef Kowalski, und dem Direktor der Herzog von Ratibor’schen Generalverwaltung und Geschäftsführer der Kulturkreis Höxter-Corvey gGmbH, Michael Funk, einen Eindruck von Corveys besonderer kulturgeschichtlicher Bedeutung.

Josef Kowalski (2. von links) skizziert die große Geschichte des Weserklosters und erläutert vor Ort die Bedeutung des Johanneschores und seiner künstlerischen Ausgestaltung.

Dass die mit 144 Seelen sehr kleine Kirchengemeinde ein so hochkarätiges Jubiläumsprogramm mit religiösen, kulturellen und musikalischen Akzentsetzungen ausgestaltet, beeindruckte die Gäste aus Düsseldorf sehr. Das Jubiläumsjahr startet am 25. September. Das ist der Tag, an dem vor 1200 Jahren das monastische Leben an der Weser begann.  Dieses konkrete Datum greifen die Jubiläumsplaner auf – „in benediktinischer Genauigkeit“, sagt der Pfarrdechant.

Josef Kowalski fächerte profund und fesselnd die große Geschichte des Klosters auf – und kündigte für das Jubiläumsjahr die multimediale Erschließung des karolingischen Westwerks und die Rundumerneuerung der Dauerausstellung in den Räumen des Schlosses an.  Beide Präsentationen bringen das Jahrtausend der Mönche publikumswirksam und fundiert zum Leuchten. Außerdem lässt das wissenschaftliche Kompetenzteam der Kirchengemeinde die künstlerische Ausgestaltung des Johanneschores, die Corvey zum Welterbe adelt, mittels moderner Medien und in Wechselwirkung mit dem authentischen Ort auferstehen. Fragmentarisch erhaltene Wandmalereien aus der Erbauungszeit erleben ohne jeglichen Eingriff in ihre sensible Substanz eine glanzvolle Renaissance.

Michael Funk informiert über ein herausforderndes Bauprojekt in der Welterbestätte: den barrierefreien Zugang zum Johanneschor.

Draußen vor dem an das Westwerk angrenzenden Domänengebäude zeigt Josef Kowalski, von wo aus der Johanneschor barrierefrei zu erreichen sein soll.

Während  diese didaktischen Planungen auf der Zielgeraden sind, steht im Johanneschor, der Herzkammer des Weltkulturerbes, ein herausforderndes Bauprojekt bevor. Mit einem Kostenaufwand von etwa vier Millionen Euro soll der bedeutende Sakralraum von der angrenzenden Domäne aus mit Aufzug barrierefrei erschlossen werden. Josef Kowalski und Michael Funk erläuterten den Gästen aus Düsseldorf dieses anspruchsvolle gemeinschaftliche Bauvorhaben. „Wir nutzen einen Durchbruch, den es im 19. Jahrhundert schon gegeben hat“, informierte Michael Funk. Die karolingische Substanz bleibt also unberührt.

In das große Vorhaben fließen Fördermittel. Für dieses Jahr ist mit dem Zuwendungsbescheid zu rechnen. Zum Jubiläumsjahr wird der neue Zugang allerdings noch nicht fertig.

Der Landtagsabgeordnete Matthias Goeken hat sich für dieses wichtige Bauprojekt und auch für weitere Initiativen zum Erhalt und zur Profilierung des Welterbes als Aushängeschild der Region stark gemacht. Ihm liegt Corvey sehr am Herzen. Der Glaubens- und Erinnerungsort spiele für den Tourismus im Kreis Höxter eine herausragende Rolle, betont der Politiker.

In seiner Blütezeit vom 9. bis ins 12. Jahrhundert war das Weserkloster ein bedeutendes Missionszentrum, dessen Strahlkraft bis nach Skandinavien und Tschechien (Vitusdom) reichte. Diese europäische Ausstrahlung und die Verbindung nach Frankreich, von wo Corveys Gründer-Mönche gekommen waren (Corbie), faszinierte Dr. Antonius Hamers. Der Priester war als Junge schon einmal in Corvey gewesen und später mit Matthias Goekens Vorgänger, dem Landtagsabgeordneten Hubertus Fehring, in der ehemaligen Reichsabtei zu Besuch. „Ich werde wiederkommen“, nahm sich der Leiter des katholischen Büros bei seiner jetzigen Visite vor.

Sein evangelischer Amtskollege wird es ebenfalls nicht bei diesem einen, seinem ersten, Besuch belassen. „Ich werde nicht nur zur Landesgartenschau, sondern auch mit meiner Frau herkommen“, so Rüdiger Schuch. Die religiöse, historische und zugleich kulturelle Bedeutung Corveys für die Region und darüber hinaus sei beeindruckend, resümierte der Gast nach dem Rundgang.

Dr. Antonius Hamers (von links), Rüdiger Schuch, Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismaneik, Matthias Goeken, Michael Funk und Josef Kowalski vor dem karolingischen Westwerk.