Wenn große Holzelemente an den Türmen des Westwerks vorbei durch die Luft und auf das Dach der Kirche zufliegen, dann traut der Zuschauer am Boden seinen Augen nicht – und greift zum Handy oder zur Kamera, um diese spektakulären Anblicke im Bild festzuhalten.
Zugegeben: Ein blauer Himmel hätte den Fotos mit den schwebenden Teilen vor der Kulisse der Welterbestätte gut zu Gesicht gestanden. Das sollte an diesem bewölkten Nachmittag aber nicht sein. Immerhin hat es nicht geregnet. Das wäre ungünstig gewesen. Denn das Dach der barocken Abteikirche war für den außergewöhnlichen Arbeitseinsatz geöffnet. Auf einem Gerüst vor dieser Öffnung stand ein Handwerker und gab Zeichen – so dass die Elemente, die an einem stabilen Seil hingen, exakt in seine Richtung schwebten. Der Laie am Boden staunt über so viel Präzision. Der routinierte Handwerker kennt es.
Die Kulisse dieser präzisen Millimeterarbeit war eine besondere. Vom Gerüst vor der Öffnung des Daches aus eröffnete sich ein außergewöhnlicher Blick auf die Türme des Westwerks und den Querriegel mit der Glockenstube. Die Aufmerksamkeit der Handwerker galt natürlich den herbei schwebenden Teilen. Sie gehörten zur Balganlage der restaurierten Springladenorgel der Abteikirche. Die vier Bälge à 240 Kilogramm sind auf dem Luftweg an den Ort ihrer Bestimmung in den Dachraum der Kirche eingezogen. Dort wartete eine eigens eingebaute Tragkonstruktion auf sie.
Architekt Albert Henne und Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek waren an diesem Nachmittag beim Einbau der Balganlage dabei. „Ein großer Schritt ist getan“, freuten sie sich über den reibungslosen Verlauf dieses außergewöhnlichen Einsatzes.
In den nächsten Tagen geht der technische Einbau der Orgel weniger spektakulär weiter. Die staubempfindlichen Pfeifen müssen allerdings noch warten, bis die restauratorischen Arbeiten im Johanneschor abgeschlossen sind. Das wird in absehbarer Zeit der Fall sein.