„Radikal! Zurück zu den Wurzeln“: Unter dieses Leitwort stellt Monsignore Andreas Kurte aus Brakel am Sonntag, 19. Juni, seine Festpredigt zu den traditionellen Vitusfeierlichkeiten in Corvey. Das Festhochamt im Schlossgarten beginnt um 10 Uhr. Die Prozession zum Dreizehnlindenkreuz schließt sich an.
„Ich freue mich, die Festpredigt zu halten, weil mir Corvey seit Jahren am Herzen liegt. Die ehemalige Benediktinerabtei gehört zu den herausragenden Orten im Erzbistum“, betont Monsignore Kurte, der nach langer Tätigkeit als Leiter des Bereichs Pastorales Personal im Erzbischöflichen Generalvikariat in Paderborn vor einem Jahr bewusst in die Pfarrseelsorge zurückgekehrt ist. Seither leitet er den Pastoralen Raum Brakeler Land.
Höxter und Corvey kennt Andreas Kurte aus seiner Zeit als Pfarrdechant und Seelsorger in der Pfarrei St. Stephanus und Vitus von 2003 bis 2008. Damals war es ihm ein Anliegen, die jahrhundertelange benediktinische Klostertradition der ehemaligen Reichsabtei und heutigen Welterbestätte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Daher beschäftigte sich der Geistliche intensiv mit der Geschichte der Corveyer Äbte und beleuchtete sie mit einer fundiert recherchierten Biographie der 67 Klostervorsteher.
Das mehr als 300 Seiten starke Buch „Die Äbte, Fürstäbte und Fürstbischöfe von Corvey“ ist 2017 erschienen. Es spannt einen Bogen von der Gründung des Klosters vor genau 1200 Jahren bis hin zur Eingliederung des Fürstbistums Corvey in das Gebiet des Erzbistums Paderborn 1825. „Die Arbeit an dem Buch hat meine Verbindung zu Corvey noch einmal bestärkt“, blickt Monsignore Kurte auf seine umfangreichen Recherchen zurück. Und auch jetzt engagiert er sich für diesen großen Erinnerungs- und Glaubensort an der Weser: Kurte ist stellvertretender Vorsitzender des 2020 gegründeten Fördervereins für das karolingische Westwerk.
Das Thema seiner Festpredigt zum Vitusfest, „Zurück zu den Wurzeln“, führt den Geistlichen auch zu seinen Erkenntnissen aus der Arbeit am Äbtebuch: Immer wenn ein Klostervorsteher den Fokus seines Wirkens auf die Wurzeln gerichtet habe – das Kloster mithin also als geistliches Zentrum profilierte – habe die Abtei einen hohen Zulauf neuer Mönche erlebt.
Zurück zu den Wurzeln gehen am kommenden Sonntag auch all jene, die die jahrhundertelange Vitusverehrung fortsetzen und diese Gebetskette nicht abreißen lassen. Vitus als Glaubensvorbild sei kein „alter Hut“, auch wenn der jugendliche Märtyrer vor 1700 Jahren gelebt habe. „Er stand – wie alle anderen Heiligen auch – mitten im Leben und kann uns in seinem Bekennermut auch heute ein Vorbild sein“, sagt Monsignore Kurte. „Die Heiligen sind ein reicher Schatz. Sie zeigen uns, wie die Christusnachfolge aussehen kann.“ Hier sei Vitus genauso beispielgebend wie Elisabeth von Thüringen, Mutter Terera oder Maximilian Kolbe, der 1941 in Auschwitz für einen Familienvater sein Leben hingegeben hat.
Sie alle waren von einer Botschaft überzeugt, die auch nach 2000 Jahren nichts an Aktualität verloren habe. „Wie können wir uns mit dieser Botschaft auf den Weg machen und sie verkünden?“ Das sei die Frage, um die es heute gehe. Daher sei die Kirche nicht als Insolvenzunternehmen zu verstehen, sondern als Gemeinschaft derer, die die Botschaft des Evangeliums leben und Zeugnis geben. Dazu gehöre, so Kurte, der Bekennermut, in dem die Heiligen auch heute die Menschen bestärken.
In diesem Sinne wird von den Vitusfeierlichkeiten in Corvey ein Ruck ausgehen. Das traditionelle Beisammensein bei kühlen Getränken und einem Imbiss im Domänenhof wird Gelegenheit zum Austausch geben. Abschied nehmen können die Gläubigen an diesem Tag von Pastor Jonas Klur. Der junge Geistliche verlässt Höxter nach fünf Jahren. In seiner Zeit als Vikar hat er viele Menschen für Christus gewinnen können.